Israels riskantes Spiel mit dem Feuer

Israels riskantes Spiel mit dem Feuer

Wandpropaganda in Teheran: die USA und Israel pflegen keine diplomatische Beziehungen mit dem Iran.

von Gérard Al-Fil

Israels Präsident Shimon Peres, Vater der israelischen Atombombe, sorgt international für Aufruhr, weil er sagte, ein Krieg gegen den Iran würde „immer wahrscheinlicher.“ Teheran sei „nur noch sechs Monate“ von der nuklearen Bewaffnung entfernt, so der Israeli. Der Iran beteuert, sein Kernkraftwerk in Buscher diene friedlichen Zwecken.

Im Osten nicht Neues…
Der Zwist um das iranische Atomenergieprogramm ist nicht neu. Wieso aber verschärft Israel die Anti-Iran-Rhetorik gerade jetzt? Moneycab erläutert die Hintergründe:

1. Israel kämpft mit schweren innenpolitischen Unruhen. Im Rahmen der „Occupy“-Bewegung demonstrieren seit Monaten hunderttausende Israeli gegen Arbeitslosigkeit und unerschwingliche Mieten. Israel will von hausgemachten Problemen ablenken.

2. Mit dem im Februar gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak hat Tel Aviv seinen engsten Verbündeten im arabischen Lager verloren. Die israelische Kriegsrhetorik ist Ausdruck eben dieser Verzweiflung. Denn auch der einstige Partner Türkei ist seit der Ermordung von neun türkischen Pro-Palästina-Friedensaktivisten durch eine israelische Soldateska im Mittelmeer den Machthabern in Tel Aviv feindlich gesonnen.

3. Weder die vier UN-Wirtschaftssanktionen gegen den Iran, noch die speziellen Sanktionen der USA der EU können den Iran signifikant schwächen. Mit seinen Nachbarn Irak und Türkei baut Tehran die Handelsbeziehungen sogar weiter aus, genau wie mit Deutschland, China und Indien. Hohe Erdölpreise garantieren dem Iran als Nummer vier der Erdölexporteure konstante Einnahmen.

4. Sollte der Iran tatsächlich die Bombe bauen, würde Israel, das über 100 Atomsprengköpfe verfügt, sein Monopol in Nahost verlieren. Israel hat den Atomwaffensperrvertrag bis heute nicht unterzeichnet. Der Iran hat den Atomwaffensperrvertrag bereits 1968 unterzeichnet und 1970 ratifiziert. Der Vertrag räumt Unterzeichnerstaaten das Recht ein, die Kernenergie friedlich zu nutzen.

5. Die USA und Israel haben in der Vergangenheit offenbar wiederholt versucht, Teheran mithilfe von Computervieren (vermutlich auch mit dem Stuxnet-Virus) von Fortschritten bei der Urananreicherung abzuhalten. Offenbar ohne Erfolg.

… aber grosse Besorgnis im Westen
Noch zögert Washington den Israeli grünes Licht für einen Angriffskrieg zu geben. Denn dann würde der Ölpreis spielend um 20 Dollar pro Fass in die Höhe schiessen. Dies würde die Konjunktur in den USA und Europa abwürgen und den Abbau der ausufernden Staatsschulden zunichte machen.

Der Iran, sich seiner grösseren Optionen voll bewusst, reagierte übrigens kühl auf Peres‘ Drohungen. Irans Präsident Mahmoud Ahmadinedschad sagte, „ein kritischer Punkt“ sei ereicht, bei dem der Westen einen Angriff plane. Sein Außenminister Ali Akbar Salehi betonte, Teheran fürchte sich in keinster Weise vor einer Konfrontation. Er drückte zugleich sein Bedauern aus, dass die Diskussion um das Programm zur Kernenergiegewinnung politisiert werde.

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