Philips einigt sich mit Chinesen über TV-Geschäft

Philips einigt sich mit Chinesen über TV-Geschäft
Philips-Konzernchef Frans van Houten.

Philips-CEo Frans van Houten.

Amsterdam – Der niederländische Elektronikkonzern Philips hat den Anfang vom Ende seiner eigenen Ferseherproduktion auf das kommende Jahr verschoben. Erst mit Ablauf des ersten Quartals 2012 werde die Ausgliederung in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem langjährigen chinesischen Partner TPV klappen, teilte Philips am Dienstag in Amsterdam mit. Eigentlich wollten die Niederländer das seit langem verlustreiche Sorgenkind schon Ende dieses Jahres losschlagen.

Schwierige Verhandlungen verzögerten den Schnitt. Auch im Schlussquartal rechnet Philips mit weiteren Belastungen aus der TV-Sparte. An der Börse verlor die im Eurostoxx 50 notierte Aktie gute drei Prozent und schlug sich damit im Vergleich zum wesentlich schwächeren Index noch wacker.

Chinesen halten künftig 70% an Co-Unternehmen

Mit TPV erzielte Philips nun ein Abkommen, wonach die Niederländer künftig 30 Prozent und die Chinesen die restlichen 70 Prozent an dem Unternehmen halten werden. Den verbleibenden Anteil kann Philips nach sechs Jahren ebenfalls an TPV abgeben. Im Fernsehhandel wird der Markenname Philips bleiben – das Gemeinschaftsunternehmen darf ihn zunächst für fünf Jahre weiter nutzen. Philips bekommt ab dem zweiten Jahr dafür Tantiemen, 2,2 Prozent der Umsätze oder mindestens 50 Millionen Euro pro Jahr. Die Zustimmung der Behörden und der chinesischen Aktionäre steht noch aus. TPV ist für Philips ein alter Partner. Bereits 2005 gaben die Niederländer ihr TV-Geschäft in Nordamerika an die Asiaten ab.

Zuvor Scheitern der Gespräche nicht ausgeschlossen
Ursprünglich wollte Philips den Umbau des TV-Geschäfts schon zum Jahresende unter Dach und Fach gebracht haben. Dass es länger dauern würde, hatte sich bereits bei den jüngsten Quartalszahlen von Philips angedeutet. Die Verhandlungen mit dem chinesischen Partner liefen zwar intensiv und konstruktiv, dauerten aber länger als gedacht, hatte Philips-Vorstandschef Frans van Houten im Oktober gesagt und damals auch ein Scheitern der Gespräche nicht ausgeschlossen.

Formel als Kaufpreis
Ein Knackpunkt waren wohl weitere finanzielle Zusagen von Philips. So haben sich die Niederländer nun bereit erklärt, in den kommenden zwei Jahren allein 185 Millionen Euro in Werbung für die Philips-Fernsehmarke zu stecken. Zudem schiesst Philips TPV weiteres Kapital zu, sowohl als Finanzspritze als auch als Darlehen. Als Kaufpreis haben beide Seiten eine Formel ausgehandelt. Danach bekommt Philips das Vierfache des Betrages, den das Gemeinschaftsunternehmen im Durchschnitt vor Zinsen und Steuern erwirtschaftet. Massgeblich dafür ist der Zeitraum ab dem Abschluss der Ausgliederung bis zu dem Jahr, in dem Philips das Geld verlangt. Zusammen mit den Werken, dem Vertrieb und der Verwaltung wechseln 3.500 Mitarbeiter von Philips in das neue Unternehmen.

Belastungen von 270 Mio Euro im Q4
Für das vierte Quartal rechnet Philips aus dem Umbau mit Belastungen von rund 270 Millionen Euro, wobei davon rund 100 Millionen Euro an Kosten für die Abspaltung anfielen. Das Ende der Fernseherproduktion im eigenen Haus hatte Philips im April angekündigt. Der einstige Weltmarktführer hat seit Jahren an Glanz eingebüsst und kann mit der harten Konkurrenz vor allem aus Asien kaum noch mithalten. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres summierte sich der Verlust aus dem Geschäft auf deutlich über 200 Millionen Euro. (awp/mc/upd/ps)

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