Aktienfokus: Kudelski legen deutlich zu
Zürich – Die Aktien des Westschweizer Verschlüsselungsspezialisten Kudelski haben sich am Dienstag nach einem volatilen Start in der Gewinnzone festgesetzt und können entgegen dem Markttrend deutlich zulegen. Der Konzern machte am Vorabend erste Angaben zu der im Sommer angekündigten Fokussierung auf die Kernaktivitäten. Kudelski will die Kostenbasis um 90 Mio CHF senken und baut dafür 270 der insgesamt 3’000 Stellen ab. Im Handel haben die Nachrichten eine grosse Nachfrage ausgelöst. Von Seiten der Analysten sind zu den angekündigten Massnahmen allerdings kritische Töne zu hören.
Bis um 11.25 Uhr klettern Kudelski um 5,7% auf 9,65 CHF hoch. Der Tageshöchstkurs steht bei 9,66 CHF und das Tagestiefst aus dem frühen Geschäft bei 9,00 CHF. Bis zum Berichtszeitpunkt wechselten gut 340’000 Aktien den Besitzer, was bereits deutlich über dem Tagesdurchschnitt der vergangenen beiden Monaten von 141’000 liegt. Der Gesamtmarkt (SPI) sackt mit Blick auf die grösser werdenden Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone um 2,14% ab. Die von Kudelski geplanten Einsparungen dürften den Kostenblock deutlich verringern und könnten so in der Margenentwicklung zu spürbaren Verbesserungen führen, meint Andreas Müller von der ZKB. Allerdings seien die tatsächlichen Auswirkungen der strategischen Anpassungen noch schwer abzuschätzen. Der Fokus auf die neu definierten Kernaktivitäten, die sich an der Konvergenz zwischen Internet-TV und Digital-TV orientieren, mache aber durchaus Sinn.
Analysten zurückhaltend
Die Analysten von Goldman Sachs begrüssen die von Kudelski in Angriff genommenen Restrukturierungsbemühungen. Die Marge könnte sich dadurch im Jahr 2012 gemäss ihren Berechnungen um 150 BP auf 7,5% verbessern. Doch müsse Kudelski grosse Beträge investieren, um zum Beispiel die Marktposition im Segment Pay TV halten zu können. Gleichzeitig sei das Wachstumspotenzial in diesem Bereich mittelfristig eher limitiert. Die Rentabilitätsentwicklung in jüngster Zeit habe bei Kudelski Kostenanpassungen erforderlich gemacht, schreibt Michael Foeth von der Bank Vontobel. Nun müsse der Plan aber zunächst noch umgesetzt werden. Der Vontobel-Analyst zeigt sich dabei skeptisch, dass die Massnahmen das Potenzial haben, das Umsatzwachstum kurzfristig wieder in Gang zu setzen.
Fehlende Angaben zu Restrukturierungskosten
Kudelski habe Kosteneinsparungen angekündigt ohne dazu klare Angaben zu den Wachstumsinitiativen gemacht zu haben, heisst es im Vontobel-Kommentar weiter. So sollen mit der Division Cybersecurity zusätzliche Dienste für bestehende Kunden angeboten werden, wobei das Umsatzpotenzial dieser Initiative nicht quantifiziert wurde. Auch fehlten Angaben zu den Restrukturierungskosten. Diese Kosten erwartet Reto Amstalden, Analyst bei Helvea, im tiefen zweistelligen Millionenbereich. Demgegenüber sei nicht klar, wie ein Grossteil der 90 Mio eingespart werden könnten. Bislang seien Massnahmen zur Kostenreduktion nur mit dem Stellenabbau begründet worden. (awp/mc/ps)