Tiefenlager: Wenig Auswirkungen auf Immo-Preise
Bern – Dass sich geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle in der Preisgestaltung von nahe gelegenen Immobilien niederschlagen, ist nicht auszuschliessen. Abwertungen betroffener Immobilien dürften indes über einen einstelligen Prozentbereich nicht hinausgehen. Das zeigt eine Studie über die möglichen Auswirkungen eines Tiefenlagers auf die regionalen Immobilienmärkte, die die Beratungsfirma Wüest & Partner im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung ARE durchführte.
Wüest & Partner wertete für ihre Studie in- und ausländische Forschungsliteratur in Hinblick auf mögliche Zusammenhänge zwischen Tiefenlagern für radioaktive Abfälle und Immobilienpreisen aus und entwickelte auf dieser Basis ein Wirkungsmodell welches die Auswirkungen für den ausserordentlich langen Realisierungshorizont von hundert Jahren aufzeigt. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie wurden anschliessend Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in einem Hearing unterbreitet.
Wert der Immobilien sinkt um 3 bis 10 %
Die Autoren der Studie fanden laut ARE in der Literatur keine Hinweise darauf, dass Preise von Liegenschaften wegen Bauten der Nuklearenergie stark einbrechen. Der Wert von Immobilien sank jeweils um drei bis zehn Prozent, womit nukleare Bauten einen ähnliche Wirkung auf den Preis entfalten wie Lärm oder Luftverschmutzung durch nicht-nukleare Aktivitäten, die in der Schweiz den Wert von Liegenschaften um bis zu acht Prozent und im Ausland um fünf bis fünfzehn Prozent mindern. Einzelne ausländische Studien belegen gar einen positiven Effekt von nuklearen Anlagen auf die Preisentwicklung.
Fehlende Erfahrungswerte
Das von Wüest & Partner entwickelte Wirkungsmodell zeige, dass nach aktuellem Kenntnisstand nur kleine Preisveränderungen nach oben oder unten voraussehbar seien, so das ARE. Die beigezogenen Expertinnen und Experten bestätigten die Ergebnisse von Wüest & Partner. Gemäss ihren Aussagen können die Auswirkungen eines Tiefenlagers auf die Immobilienpreise nicht exakt quantifiziert werden. Insbesondere hoben sie hervor, dass in der Schweiz Erfahrungswerte mit Tiefenlagern fehlen und der Prognosehorizont ausserordentlich lang ist. (ARE/mc/pg)