Konjunkturbarometer sinkt weiter auf +0,80 Punkte
Zürich – Das Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle KOF (ETH Zürich) ist trotz den bereits markanten Rückgängen in den drei Vormonaten im Berichtsmonat Oktober erneut deutlich gesunken. Im Vergleich zum September fiel das Barometer um 0,41 Punkte auf noch +0,80 Punkte, der Vormonatswert wurde unverändert auf +1,21 Punkte belassen.
Das Barometer lag damit klar hinter den Prognosen zurück, hatten doch von AWP befragte Ökonomen für den Berichtsmonat einen Stand im Bereich von +0,95 bis 1,34 Punkten geschätzt.
Keine Rezession zu erwarten
Das aktuelle KOF Konjunkturbarometer signalisiere, dass sich das Wachstum des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP) abschwächen werde, schreibt die KOF in einer Mitteilung vom Freitag. Eine Rezession sei aber nicht zu erwarten, die Wachstumsraten dürften im Vorjahresvergleich weiterhin positiv bleiben.
Das Konjunkturbarometer basiert auf einem multisektoralen Design mit drei Modulen. Deren Entwicklungen tragen gemäss KOF folgendermassen zur Gesamtentwicklung des Barometers bei: Das Modul «Kern-BIP» (Gesamtwirtschaft ohne Baugewerbe und Kreditgewerbe) verbleibt gemäss KOF noch knapp im positiven Bereich, weist aber einen deutlich rückläufigen Trend auf. Das Module «Baugewerbe» verharrt «ausgeprägt» im positiven Bereich, während das Modul «Kreditgewerbe» nach einer leichten Abschwächung ebenfalls im positiven Bereich bleibe.
Créa senkt BIP-Prognose und prognostiziert für 2012 Rezession
Auch das Lausanner Prognoseinstitut Créa schätzt die Wirtschaftsentwicklung deutlich pessimistischer ein als noch im Frühling, geht aber für 2012 sogar von einer Rezession aus. Für das kommende Jahr 2012 wird ein um 0,4% schrumpfendes reales Bruttoinlandprodukt erwartet, für das laufende Jahr gehen die Westschweizer Ökonomen noch von einem Plus von 0,7% aus. Bei der letzten Prognose vom April waren die entsprechenden Zahlen für 2011 bzw. 2012 noch bei +1,9% bzw. +1,1% gelegen.
Laut Créa könnte die Schweizer Wirtschaft wegen der globalen Entwicklung bzw. dem Rückgang interner Faktoren wie etwa den Exporten ab Jahresende in eine – allerdings milde – Rezession geraten. Erst im Jahr 2013 wird wieder ein schwaches Wachstum von 0,7% erwartet.
Trübe Stimmung bei Investoren und Konsumenten
Das Institut verweist zur Begründung dieser Einschätzung zuerst auf die Lage der Weltwirtschaft: Die Schuldenkrise trübe die Stimmung sowohl der Investoren als auch der Konsumenten ein. Ein Indiz dafür sei markante Einbruch des Einkaufsmanagerindex PMI für die Eurozone im Monat September auf das tiefste Niveau seit zwei Jahren.
Die Exportwirtschaft Deutschlands habe sich bisher zwar resistent gezeigt, aber die Bestellungen aus dem Ausland seien rückläufig. Die damit verbundenen Unsicherheiten dürften sich zudem in Zukunft noch vergrössern. In den USA stagniere die Binnennachfrage und die verfügbaren Einkommen der Mittelklasse hätten sich das erste Mal seit mehr als zwei Jahren vermindert. In Japan sei bei den grossen Unternehmen zwar ein gewisser Optimismus zurückgekehrt, die Stärke des Yen dürfte die Erholung der japanischen Wirtschaft allerdings verlangsamen. Und die Wachstumsraten von China seien so tief wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Nachfrageschwäche für Export schlimmer als Frankenstärke
Insgesamt bezeichnet das Créa die Aussichten für die Weltwirtschaft als «nicht sehr gut», weshalb die Risiken einer Rezession zugenommen hätten. Vor diesem Hintergrund werde auch die Schweizer Wirtschaft die Verlangsamung zu spüren bekommen. Die Exportwirtschaft, welche als erste von einer stotternden Weltkonjunktur betroffen sei, habe sich in den vergangenen Quartalen bereits abgeschwächt. Dass die Uhrenexporte bisher davon nicht betroffen seien, falle bei einem Anteil an den Gesamtexporten von lediglich 10% nicht gross ins Gewicht. Die Créa sieht aber nicht den starken Franken als Hauptproblem für die Exportwirtschaft, sondern die Nachfrageschwäche aus dem Ausland.
Mit Blick auf den Industriesektor heben die welschen Ökonomen hervor, dass der Einkaufmanager-Index unter die Schwelle von 50 Punkten gefallen ist, was auf rückläufige Aktivitäten schliessen lasse. Stark gefallen seien zudem die Detailhandelsumsätze sowie der Index zum Konsumklima. Der Privatkonsum habe bereits seit Ende des vergangenen Jahres an Dynamik eingebüsst und im zweiten Semester 2011 ein Wachstum nahe bei Null erreicht.
Inflation kein Risiko – Zinsen weiter auf Tiefstniveau
Angesichts der internationalen Ausgangslage und der verschiedenen sich rasch abschwächenden Indikatoren für die Schweiz, dürfte die Schweizer Wirtschaft deshalb bereits auf Ende Jahr in eine rezessive Phase geraten, so das Fazit der Créa.
Der Arbeitsmarkt, bisher noch stabil und als einer der wenigen Subindizes im PMI noch über der Schwelle von 50 Punkten, dürfte im Jahr 2012 von dieser Entwicklung nicht verschont bleiben. Die Créa prognostiziert allerdings einen bescheidenen Zuwachs der Arbeitslosenrate auf 3,5%.
Die Inflation schliesslich stelle derzeit kein Risiko dar, so dass die Zinsen in den kommenden Monaten auf ihren historischen Tiefstständen verbleiben sollten. (awp/mc/pg)