CH-Eröffnung: Leicht fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist leicht fester in die neue Handelswoche gestartet. Das Sentiment wird dabei sowohl von den positiven Vorgaben aus Übersee und Asien als auch vom zumindest partiellen Vorwärtskommen beim EU-Krisengipfel am Wochenende gestützt, heisst es von Marktbeobachtern. Während die US-Börsen am Freitag vor allem von der Hoffnung auf die Lösung am EU-Gipfel profitierten, wurden die asiatischen Handelsplätze von starken Konjunkturdaten aus Japan angetrieben.
Beim EU-Krisengipfel wurden derweil zumindest teilweise Erfolge verzeichnet. Auch wenn noch keine endgültige Lösung vorliegt, so hat man sich doch auf einen weiteren Schuldenschnitt Griechenlands unter Beteiligung der Banken verständigt. Dazu sollen die europäischen Banken mit zusätzlicher Liquidität versorgt werden. Zudem soll die Feuerkraft des EFSF-Hilfsfonds erhöht werden, wobei man sich bei den Einzelheiten nicht ganz geeinigt hat. Eine weitere Stütze erwarten Händler von den Aussagen der Vize-Chefin der US-Notenbank (Fed) vom Freitag, wonach eine weitere geldpolitische Lockerung (QE3) wieder mehr in den Fokus rücke.
Der SMI steigt bis um 09.30 Uhr um 0,53% auf 5’784,27 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewinnt 0,82% auf 873,11 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,51% auf 5’237,53 Zähler dazu.
Weitere Bewegung könnte es im Handelsverlauf noch von einigen Konjunkturdaten geben. So stehen am Vormittag die Einkaufsmanagerindices aus Deutschland und der EU sowie die Industrieaufträge aus der EU auf dem Programm. Am Nachmittag wird in den USA der CSNAI-Index publiziert.
An die Spitze des Bluechips-Tableaus setzen sich Nobel Biocare (+7,2%), die bereits am Freitag über 9% gewonnen hatten. Händler verweisen bei den markanten Gewinnen auf spekulative Käufe. Zusätzliche Stütze lieferte am Freitag eine Kaufempfehlung aus dem Hause Jefferies.
Ebenfalls klare Zugewinne verzeichnen die Luxusgüteraktien Swatch (+3,2%) und Richemont (+2,1%). Swatch-CEO Nick Hayek hat sich in der Sonntagspresse sehr optimistisch bezüglich der Ergebnisse des laufenden Jahres gezeigt. Der September sei der stärkste Monat, den man bei der Swatch Group je erlebt habe, erklärte der CEO etwa. Auch über das ganze Jahr gesehen sei der Uhrenhersteller auf Rekordkurs, und der Konzernchef rechnet mit einem Umsatz von über 7 Mrd CHF.
Gesucht sind auch Finanztitel, wo im frühen Handel Credit Suisse (+2,2%) die Führung übernehmen. UBS (+1,6%) legen ebenfalls zu. CEO ad interim Sergio Ermotti soll laut einem Insider einen deutlich weniger aggressiven Kurs einschlagen wollen als sein Vorgänger Oswald Grübel, wie in der Sonntagspresse berichtet wurde. Demnach soll die anvisierte Eigenkapitalrendite neu bei 10-15% ohne absolutes Gewinnziel liegen. Ausserdem soll bei der UBS, der Anspruch aufgehoben werden, eine weltweit führende Investmentbank zu sein. Die Bank wird zudem am (morgigen) Dienstag ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Auch Assekuranzwerte wie ZFS (+1,2%), Swiss Re (+1,6%) und Swiss Life (+1,2%) legen zu.
Bei Actelion (Aktie +1,3%) hat ein Gericht im Streitfall mit Asahi eine Zahlungsreduktion vorgeschlagen. Wie das Biopharma-Unternehmen bekannt gab, soll die ursprünglich Asahi zugesprochene Schadenssumme um weitere 99,2 Mio USD reduziert werden.
Bei den Zyklikern zeigt sich ein gemischtes Bild. Während Holcim (+1,0%), ABB (+1,1%) und Logitech (+2,2%) zulegen, geben Transocean (-0,7%) und vor allem Adecco (-1,3%) nach. Adecco wurden laut Händlern von einem Broker zurückgestuft, was das Abrutschen auf den hintersten Platz begründen dürfte.
Etwas gebremst wird die Aufwärtsbewegung des SMI durch die relative Schwäche der defensiven Schwergewichte, vor allem von Nestlé (-0,2% auf 51,70 CHF). Unicredit hat das Kursziel für die Papiere des Nahrungsmittelkonzerns auf 55 (52) CHF erhöht, die Einstufung «Hold» indes bestätigt. Novartis (+0,5%) hat positive Studiendaten für einen Wirkstoff gegen Psoriasis bekannt gegeben. Die Basler werden ebenfalls am Dienstag ihren Quartalsbericht abliefern. Roche notieren unverändert.
Im breiten Markt hat Schlatter eine Kapitalerhöhung um 20 Mio CHF bekannt gegeben sowie einen negativen EBIT von 9-10 Mio CHF in Aussicht gestellt. Die Papiere sind noch ungehandelt. Die grössten Zuwächse verzeichnen Cytos (+10,0%) und Genolier (+5,4%), die grössten Verluste SHL (-8,8%) und Bachem (-5,0%). (awp/mc/ps)