CH-Schluss: Leichter
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem volatilen Handel leichter geschlossen. Nachdem der SMI bis am frühen Nachmittag leicht in die Gewinnzone vorrücken konnte, drückten danach Gerüchte über eine mögliche Verschiebung des EU-Gipfels weltweit auf die Aktienmärkte. Vor dem Gipfel-Treffen zur Euro-Krise hielten sich die Investoren noch zurück, hiess es im Handel. Die Anleger sorgten sich um den Erfolg des Gipfels, zumal die Gespräche zwischen Deutschland und Frankreich offenbar nicht vorankämen.
In der Schweiz standen nach Zahlen Actelion und Nestlé im Fokus, dabei brachen die Papiere des ersteren Unternehmens geradezu ein. Etwas schwächer als erwartete US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatten das Sentiment noch kaum belastet. Später am Nachmittag lieferten gute Daten des Philly Fed Index noch einmal kurz Unterstützung und drückten den SMI ins Plus, schlussendlich überwogen jedoch die Ängste um den EU-Gipfel.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,74% auf 5’657,66 Punkte. Das Tagestief wurde bei 5’650,04 Punkten notiert. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,02% auf 846,31 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,88% auf 5’122,94 Zähler.
Der Biopharmakonzern Actelion (-9,71%) hatte Drittquartalsergebnisse gezeigt, die auf der ganzen Linie enttäuscht hatten. Das Unternehmen habe vor allem mit der Umsatzentwicklung des Hauptproduktes Tracleer enttäuscht, das unter der Konkurrenz des Produktes Letairis gelitten habe, hiess es unter Marktbeobachtern. Auch der Ausblick auf die Entwicklung der Produktumsätze im kommenden Geschäftsjahr sei unter den Erwartungen ausgefallen. Die Papiere schlossen denn auch als klare Tagesverlierer.
Die Papiere des Nahrungsmittelmultis Nestlé büssten nach Umsatzzahlen zum dritten Quartal 0,5% ein. Der Branchenprimus hat wegen der Frankenstärke einen unter den Erwartungen liegenden Umsatz erzielt. Dass das organische Wachstum hingegen leicht über den Prognosen lag, wird von den Börsianern derzeit eher schwächer gewichtet. Nestlé hat in der Folge die Prognose für das organische Wachstum erhöht.
Dem SMI etwas Stütze lieferten indes die defensiven Aktien der Pharmagesellschaften Novartis (unv.) und Roche (+0,5%). Die beiden Titel liessen den hiesigen Börsenplatz dank ihrer hohen Kapitalisierung im Vergleich mit anderen Ländern relativ gut abschneiden. Roche hatte am Morgen positive Studienresultate für den Wirkstoffkandidaten Ocrelizumab bei der Behandlung Multipler Sklerose vermeldet.
Die Nervosität im Vorfeld des EU-Gipfels manifestierte klar sich in den Finanzwerten. Bei den Banken verloren Credit Suisse 3,5%, Julius Bär 2,5% und UBS 1,5%. Das Geschehen wird weiterhin von den Diskussionen in der EU zum künftigen Kapitalbedarf der Branche dominiert. Zudem stehen in Bälde auch hierzulande die Q3-Ergebnisse der Banken an. Vor dem Hintergrund der von US-Konkurrenten vorgelegten Resultate seien bei den Investment Banken deutliche Ertragseinbussen zu erwarten, hiess es im Handel. Die Versicherer erlebten Abgaben bei Swiss Life (-3,6%), Swiss Re (-2,2%) und ZFS (-2,1%).
Die neuesten starken Daten zu den Uhrenexporte aus der Schweiz wurden derweil an der Börse in Bezug auf die beiden Branchenvertreter Richemont (-1,2%) und Swatch (-0,8%) ignoriert. Die Schweizer Uhrenexporte sind im September mit 21% auf 1,8 Mrd CHF erneut kräftig gestiegen. Experten sehen weiterhin keine Schwächezeichen der hiesigen Uhrenindustrie.
Bei den konjunktursensitiven Werten zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Während ABB (-3,1%), Sonova (-0,3%) und Schindler (-1,0%) nachgeben, notierten Adecco (+0,8%) und Holcim (+0,4%) im Plus. Logitech schlossen mit einem deutlichen Zugewinn von 3,0% an der Spitze des Bluechips-Tableaus. Berichten zufolge hat ein grosser Kaufauftrag einen sogenannten «Short-Squeeze» ausgelöst.
Im breiten Markt büssten die Papiere von OC Oerlikon nach Zahlen 5,7% ein – trotz guter Zahlen. Der Industriekonzern meldete Quartalszahlen, die über den Erwartungen lagen, und erhöhte die eigene Jahresprognose.
Auch Inficon (Aktie -3,8%) übertraf die Schätzungen der Analysten zum Teil deutlich und hob seinen Ausblick erneut an. (awp/mc/ps)