Grossbritannien: Inflationsrate auf Rekordhoch
David Cameron, britischer Premierminister.
London – In Grossbritannien hat der Preisauftrieb im September stark an Fahrt aufgenommen und ist wieder auf den Rekordwert von 5,2 Prozent gesprungen. Zuletzt hatte die Teuerungsrate den Höchststand im Zuge der Finanzkrise im September 2008 erreicht. Grund für den neuen Preisschub seien vor allem gestiegene Energiekosten, teilte die Nationale Statistikbehörde am Dienstag in London mit.
Im August waren die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 4,5 Prozent gestiegen. Damit liegt die Inflation in Grossbritannien nach wie vor weit über der Zielmarke der Bank of England (BoE) von zwei Prozent. Im Monatsvergleich seien die Verbraucherpreise im September um 0,6 Prozent gestiegen, hiess es weiter.
Keine Änderung der Geldpolitik erwartet
Mit 5,2 Prozent erreichte die Inflation zum zweiten Mal den höchsten Wert, der jemals seit Einführung der Messmethode 1997 gemessen wurde. Trotz der Rekordjagd erwarten Experten aber vorerst keine Änderungen in der britischen Geldpolitik. «Wir bezweifeln, dass die Preisdaten grossen Einfluss auf die Geldpolitik der BoE haben werden», sagte der Experte Ross Walker von der Royal Bank of Scotland (RBS). Kurzfristig dürften die Sorgen über die anhaltend schwache konjunkturelle Entwicklung die Überlegungen im geldpolitischen Ausschuss der britischen Notenbank weiter dominieren.
Rekord-Inflation momentan zweitrangig
Auch der Deutsche-Bank-Experte George Buckley rechnet nicht mit einer Reaktion der britischen Zentralbank auf die Preisdaten. Die Währungshüter der BoE seien derzeit stärker daran interessiert, die schwache britische Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Dabei trete selbst die Rekord-Inflation in den Hintergrund. Dagegen dürfte der starke Preisauftrieb spürbare Auswirkungen auf die Politik der Regierung in London haben, hiess es weiter von Experten.
Arbeitslosenquote auf 17-Jahre-Hoch
Der ohnehin unter massivem Spardruck stehende Premierminister David Cameron muss wegen der steigenden Preise zusätzliche Kosten für Rente und Sozialhilfe einplanen. In den drei Monaten bis August war die Zahl der Arbeitslosen auf 2,57 Millionen gestiegen und damit so hoch wie seit 17 Jahren nicht mehr. (awp/mc/ps)