CH-Verlauf: Weiterhin schwächer
Zürich – Die Schweizer Börse zeigt sich am Dienstag gegen Mittag weiterhin schwächer, jedoch deutlich über dem Tagestief. Die Aktienkurse würden unverändert von den anhaltenden Unsicherheiten über eine baldige Lösung der Eurokrise und von Konjunkturängsten belastet, sagte ein Händler. Er glaube allerdings, dass die Konjunkturbefürchtungen im Zuge einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China übertrieben seien und halte ein «soft landing» für möglich. Hingegen fielen in Deutschland die Konjunkturerwartungen, gemessen am ZEW-Index, über Erwarten stark.
Die Skepsis über eine baldige Lösung der Eurokrise vermochten Äusserungen des niederländischen Finanzministers Jan Kees de Jager nicht zu besänftigen. Gemäss de Jager muss das Gesamtpaket eine weitreichende und unumkehrbare Einigung über eine künftige verstärkte Kontrolle der Eurozone beinhalten. Neue Impulse könnten im Verlauf aus den USA Unternehmensergebnisse sowie die Produzentenpreise, Nettokapitalzuflüsse und der NAHB-Index geben. In den USA deuten die Futures zur Berichtszeit auf eine knapp gehaltene Eröffnung hin.
Um 12.00 Uhr steht der Swiss Market Index (SMI) um 0,78% tiefer bei 5’678,61 Punkten (bisheriges Tagestief: 5’649). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert um 0,76% auf 850,64 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,74% auf 5’142,33 Punkte.
Die Handelsvolumen bewegen sich gemäss Marktbeobachtern im Durchschnitt der vergangenen zwei bis drei Tage. Grösste Verlierer sind angesichts der Konjunkturängste und anhaltenden Eurokrisen-Unsicherheiten zyklische Titel und Finanzvaloren. So verzeichnen unter den SMI-/SLI-Werten die Banktitel Credit Suisse (-2,8%) die prozentual grössten Einbussen. UBS (-0,4%) halten sich besser. Natixis hat die Abdeckung der beiden Grossbanken mit einer «Reduce»-Empfehlung für die CS und einem «Buy» für die UBS aufgenommen.
Bei den Versicherungsvaloren geben Bâloise (-1,2%), ZFS (-1,2%) und Swiss Re (-1,0%) etwas überdurchschnittlich nach, notieren aber über den Tagestiefwerten. Swiss Life (unv.) kann zwischenzeitliche Verluste aufholen.
Prozentual grössere Einbussen erleiden unter den Zyklikern Logitech (-1,8%). Auf den Titeln des Computer-Peripherieherstellers würden die von IBM enttäuschten Erwartungen lasten, hiess es im Markt. Weitere Impulse für den Titel werden im Verlauf von den Q3-Zahlen von Intel und Apple erwartet.
Die Luxusgüter-Aktien Swatch (-1,7%) und Richemont (-0,9%) werden ebenfalls deutlicher zurückgestuft. In diesen Werten löse die Wachstumsverlangsamung in China verstärkte Abgaben aus, hiess es im Handel. Die Werte könnten daher kaum von einem «read across» von Branchenkollege LVMH profitieren, der mit dem Q3-Umsatz die Erwartungen des Marktes übertroffen hat.
Unter den defensiven Werten haben Novartis (-1,0%) und Nestlé (-0,8%) ihre Verluste hingegen ausgeweitet. Nestlé-Branchennachbar Danone hat den Umsatz im Q3 stärker steigern können als vom Markt erwartet und hat entsprechend die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Nestlé publiziert die Q3-Zahlen am kommenden Donnerstag. Roche (-0,1%) hat gute Phase-III-Studiendaten für das Krebsmedikament Herceptin vorgelegt.
Grössere Gewinner sind Clariant (+1,7% auf 9,53 CHF). Die Bank Vontobel hat in diesen Werten die «Buy»-Empfehlung bestätigt und das Kursziel auf 13 CHF von 10 CHF erhöht. Im Vorfeld der Q3-Zahlen vermögen Actelion (+0,5%) zuzulegen. Weitere Gewinner sind Givaudan (+0,2%) und Synthes (+0,1%). ¨ Im breiten Markt verlieren die Titel des Schraubenhandels- und Logistikunternehmens Bossard (-3,7%) nach einem Umsatz in den ersten neun Monaten unter den Erwartungen. Besser verdaut wurden die News der Privatbank EFG, deren Titel (-0,1%) die Verluste reduzieren. Die Bank hat die Ziele für 2011 gesenkt und will mit einer Neuausrichtung, inklusive IPO von Geschäftsbereichen, die Ergebnisentwicklung verbessern.
Mit guten Zahlen aufgewartet hat hingegen der Halbleiter-Hersteller Micronas (Aktie +6,0%), der in allen Belangen etwas über den Konsensschätzungen lag. Weiter profitiert das Telemedizin-Unternehmen LifeWatch (+1,3%) leicht von einen weiteren Vertragsabschluss in den USA; die Titel verloren allerdings am Vortag 7,4%. Unter den weiteren Titeln aus dem breiten Markt hat Leclanché (-2,6%) die Einberufung einer a.o. GV zur Verabschiedung einer Kapitalerhöhung bekannt gegeben, was vom Markt nicht goutiert wird. (awp/mc/ps)