IHAG-Kommentar: Vorerst dabeibleiben

IHAG-Kommentar: Vorerst dabeibleiben

Zürich – In der letzten Woche ist der Risikoappetit der Anleger wieder gestiegen. Dazu beigetragen haben die Pläne zur Rettung der europäischen Banken sowie gute Quartalsergebnisse von Unternehmen wie Syngenta, SAP oder Google. Entsprechend verbuchte der S&P500 ein Wochenplus von hohen 6.0%. Der Dax gewann 5.1% und der defensiv ausgerichtete SMI 1.9%.

Im Gegensatz dazu realisierten die Marktteilnehmer ihre Gewinne in den sehr gut gelaufenen Staatsanleihen, was in einem veritablen Zinsanstieg mündete. So stiegen beispielsweise die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen von 2.07% auf 2.23%.

Ölmarkt: Angebotssituation bleibt schwierig
Die internationale Energiebehörde reduzierte in der letzten Woche ihre Wachstumsprognose für den Ölverbrauch, betonte aber gleichzeitig, dass die Angebotssituation schwierig bleibt. Der Ölpreis (Brent) gewann innert Wochenfrist 6.7%. Der WTI-Preis verteuerte sich um 4.6% und schloss bei USD 86.80/bbl, nachdem er zeitweise unter die Marke von USD 80/bbl gefallen war. Gold profitierte von einer anziehenden physischen Nachfrage und stieg um 1.2%. Aufgrund der ausufernden Schuldensituation und den negativen Realzinsen würden wir die aktuelle Kursschwäche für Käufe nutzen.

EFSF: Volumen definitiv auf 440 Mrd aufgestockt

Nachdem die Slowakei ihre berechtigten Zweifel über den Sinn des Europäischen Finanzstabilitätsfonds (EFSF) zugunsten einer einvernehmlichen Lösung mit der EU aufgab, haben sämtliche 17 Euro-Staaten Ja zur Erweiterung der Kreditvergabe-Kapazität gesagt. Der EFSF kann nun Kredite in der Höhe von EUR 440 Mrd. vergeben. Zugleich erhält der EFSF neue Instrumente. So kann das Vehikel unter anderem Kapital zur Rekapitalisierung der Banken zur Verfügung stellen. Die EU-Politiker haben damit verstanden, dass die Banken mit mehr Eigenkapital ausgestattet werden müssen. Würde dies unterlassen könnte die europäische Wirtschaft via einen Credit Crunch in die Rezession zurückfallen. Die Börsen reagierten mit Erleichterung auf diese Nachrichten. Kurzfristig besteht eine gute Chance, dass der Rebound an den Börsen weitergeht. Für zusätzliche Impulse könnten besser als erwartete Quartalsergebnisse der US-Unternehmen sorgen. Die Analysten haben die Gewinnerwartungen im Vorfeld reduziert, sodass sich zusammen mit den stark gefallen Aktienkursen ein Überraschungspotential nach oben einstellen könnte.

Neue Käufe nur sehr selektiv tätigen
Über eine etwas längere Frist besteht das Risiko, dass der Kursaufschwung wieder zum Erliegen kommt. Hauptgrund dafür sind unsere Bedenken über die konkrete Implementierung der Pläne zur Sanierung der Banken. Der genaue Ablauf birgt Fragezeichen. Ebenso weiss man nicht, wieviel Kapital benötigt wird. Die Schätzungen gehen weit auseinander. Die Kapazität des EFSF könnte somit schnell ausgereizt sein, zumal auch noch die Budgetdefizite maroder Staaten, wie Griechenland vorerst weiterfinanziert werden müssen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Anleger vorerst dabeibleiben können. Neue Käufe sollten allerdings sehr selektiv getätigt werden. Wir empfehlen beispielsweise Qualcomm, Baker Hughes und Roche. (IHAG/mc/ps)

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