CH-Verlauf: Verluste etwas ausgebaut
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt verzeichnet am Donnerstagmittag weiterhin tiefere Kurse, wobei die Verluste aus der ersten halben Handelsstunde noch etwas ausgebaut wurden. Der Gesamtmarkt wird dabei vor allem von den schwachen Roche hinuntergezogen, nachdem das Unternehmen im dritten Quartal überraschend wenig verkauft hatte. Insgesamt sei die freundliche Stimmung nach sechs Börsentagen mit Gewinnen weiterhin intakt, hiess es in Marktkreisen, das Aufwärtspotential mittlerweile aber nicht mehr so gross.
Positive Signale kämen von dem weiter niedrigen Niveau der Bankeinlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB), was für ein wieder steigendes Vertrauen der Banken untereinander spreche und das sei sehr positiv für den Markt. Bremsend wirken dagegen die Aussagen der EZB im jüngsten Monatsbericht, wonach sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr 2011 deutlich abkühlen dürfte.
Bis um 11.55 Uhr fällt der Swiss Market Index (SMI) um 0,89% auf 5’729,87 Punkte zurück. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt 0,82% auf 861,45 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,92% auf 5’179,04 Punkte.
An der Spitze des SMI/SLI stehen unverändert Julius Bär (+3,7%). Die Titel stehen verstärkt im Fokus, nachdem die «HandelsZeitung» einmal mehr einen Bericht über eine mögliche Offerte der Bank an die Privatbank Sarasin publiziert hat. Ein Sprecher von Julius Bär wollte die Marktgerüchte nicht direkt kommentieren, sagte aber gegenüber AWP, dass Zukäufe immer eine Option seien und verwies dabei auf diverse Akquisitionen in den letzten Jahren.
Die Aktien der Bank Sarasin klettern derweil um 13,7% nach oben. Die Bank hatte zuvor in einer Stellungnahme bestätigt, dass an der eingeschlagenen Strategie und der unabhängigen Position als starke Schweizer Privatbank festgehalten werde. Im Sog der Übernahmefantasien um Sarasin machen auch Bellevue (+10,6%) massiv Boden gut.
Bei den Bluechips verzeichnen hinter Julius Bär einzig noch Swiss Life (+1,2%) und Holcim (+0,8%) nennenswerte Gewinne, Nestlé, SGS und Swisscom legen marginal zu.
Die Mehrheit der Verlierer wird unverändert von Roche (-3,5%) angeführt. Die zuvor präsentierten Umsatzdaten zum dritten Quartal haben die Erwartungen sowohl auf Gruppenebene als auch auf die beiden Divisionen Pharma und Diagnostik bezogen klar verfehlt. Insbesondere bei den drei umsatzstärksten Medikamenten Avastin, Rituxan und Herceptin seien die Konsensschätzungen teilweise klar verfehlt worden, hiess es. Gleichzeitig seien die Aussagen zur Entwicklungspipeline etwas verhaltener als erwartet. Händler zeigen sich indes wenig überrascht von der schwächer als erwarteten Umsatzentwicklung. Schon im Vorfeld der Umsatzveröffentlichung seien am Markt entsprechende Spekulationen zu vernehmen gewesen.
Novartis (-1,2%) halten sich besser. Deutlichere Verluste erleiden auch Clariant (-2,3%), Sonova (-2,2%) oder Actelion (-2,4%).
Ebenfalls klar ins Minus gerutscht sind UBS (-1,9%) und etwas weniger deutlich CS (-0,4%). Die Deutsche Bank hat für beide Titel das Kursziel leicht zurückgesetzt, für beide aber auch das Rating «Hold» bestätigt. Damit soll die höhere Vorsicht mit Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstum abgebildet werden. Steigende Zahlungsausfälle, steigender Konkurrenzdruck und die Rezession in Europa in den kommenden zwölf Monaten würden die Situation für die europäischen Banken verschlechtern, so die Deutsche Bank. Geprägt wird die Stimmung für den Sektor aber noch immer auch von den Vorschlägen der EU-Kommission vom Vortag zur Stärkung der Banken im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa.
Überdurchschnittlich sind zudem die Verluste von Transocean (-2,0%). Die amerikanische Aufsichtsbehörde über die Bohrarbeiten hat verschiedene Verstösse von Transocean, BP und Halliburton im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko festgestellt und formell Sanktionen verhängt. Wie hoch die Bussen für die einzelnen Unternehmen ausfallen werden, ist jedoch noch nicht bekannt.
Im breiten Markt fallen International Minerals (-0,8%) nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogrammes und einem positiven Start ebenfalls ins Minus zurück.
Comet werden dagegen von der Entwicklung eines neuen 3D-Röntgenverfahrens beflügelt, die Aktie klettert um 12,7% nach oben. (awp/mc/ps)