EU-Schluss: EuroStoxx 50 sehr fest
London – Neue Signale vom deutsch-französischen Gipfeltreffen zur Stützung der Banken haben am Montag die europäischen Aktienmärkte angetrieben. Der EuroStoxx 50 kletterte um 2,27 Prozent auf 2.320,80 Punkte nach oben, nachdem er bereits in der Vorwoche um etwa 4,1 Prozent zugelegt hatte. Damit hat der europäische Leitindex nun in etwa die Hälfte der Verluste wieder wettgemacht, die er seit Beginn seiner Talfahrt Anfang August erlitten hatte. In Paris stieg der CAC 40 am Montag um 2,13 Prozent auf 3.161,47 Punkte und der FTSE 100 verbesserte sich in London um 1,80 Prozent auf 5.399,00 Punkte.
Auch die jüngsten Konjunkturdaten waren positiv: Die Industrieproduktion in Italien war im August im Vergleich zum Vormonat überraschend stark um 4,3 Prozent gestiegen. Auch in Frankreich hatte die Zunahme um 0,5 Prozent die Prognosen der Volkswirte übertroffen.
Die Bankentitel reagierten mit Gewinnen auf die neuen Nachrichten zur Schuldenkrise. Positiv wurde die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy vom Sonntagabend aufgenommen, wonach die zwei Länder bis Ende Oktober ein Gesamtpaket zur Stützung der europäischen Banken vorlegen wollen. Die beiden Politiker würden sich sicher etwas ausdenken, sagte Andy Brough, Direktor von Schroder Investment. Nach Ansicht eines IG-Markets-Analysten scheinen sich die europäischen Politiker jetzt stärker auf eine gemeinsame Linie zuzubewegen.
Die Papiere von Unicredit schnellten um 12,21 Prozent auf 0,9650 Euro in die Höhe, die Intesa-SanPaolo-Titel dahinter um 5,72 Prozent. Gleichzeitig verunsicherten aber Presseberichte über französische Banken die Anleger. Die französische Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche» etwa hatte berichtet, BNP Paribas und Societe Generale planten eine Kapitalerhöhung. Beide Finanzinstitute dementierten den Bericht.
Am Wochenende hatten sich ferner Hinweise auf eine radikale Umschuldung Griechenlands verdichtet. Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Finanz- und Verhandlungskreisen erfuhr, werden aktuell in der Eurogruppe Szenarien für einen Schuldenschnitt von bis zu 60 Prozent durchgespielt. Französische Banken sind besonders stark in griechische Staatsanleihen investiert. Ihre Aktien schafften nach durchwachsenem Start aber den Sprung in die Gewinnzone: Credit Agricole etwa rückten um 0,37 Prozent vor und Societe Generale um 1,19 Prozent. Die Titel von BNP Paribas stiegen um 2,96 Prozent auf 32,485 Euro.
Insofern verdauten die Anleger auch schlechte Nachrichten aus Österreich: Die Staatsschuldenkrise in Europa reisst den Bankkonzern Erste Group tief in die roten Zahlen. Die Titel sackten um 9,18 Prozent auf 18,80 Euro ab.
Für die Anteilsscheine der Dexia Banque wurden wieder Kurse gestellt. Die Aktien sackten zunächst um etwa 30 Prozent ab, erholten sich dann aber wieder mit dem Markt und fielen am Ende nur noch um 4,73 Prozent. Die belgisch-französische Grossbank wird als erstes Opfer der Euro-Schuldenkrise zerschlagen und teilweise verstaatlicht. Am Donnerstag letzter Woche waren die Papiere vom Handel ausgesetzt worden.
In London zählten Minenwerte zu den Favoriten. So stiegen Kazakhmys, Lonmin und Anglo American um jeweils mehr als drei Prozent. Die Aktien aus dieser Branche reagieren in der Regel besonders deutlich auf konjunkturelle Hoffnungsschimmer. (awp/mc/ps)