CH-Verlauf: SMI weiter stark unter Druck
Zürich – Die Schweizer Börse notiert auch am Dienstagmittag weiter mit deutlichen Minuszeichen. Die Verschiebung der zweiten Tranche der Finanzhilfen für Griechenland auf frühestens November sowie weiter anhaltende Konjunktursorgen belasten die Märkte. Europaweit werden die Finanztitel auch von einer drohenden Insolvenz der französisch-belgischen Bank Dexia belastet. Die Deutsche Bank hat zudem ihr Gewinnziel kassiert. Der um 1% tiefer notierende Future auf den Dow Jones Industrial verheisst auch für den US-Handelsstart nichts Gutes.
Marktbeobachter sehen einen Fortsetzung des Handelsverlaufs der vergangenen Tage. Die Situation in Griechenland führe in der europäischen Finanzlandschaft zu erheblichen Spannungen. Insgesamt erinnere die Situation immer mehr and die Lage vor der Lehman-Pleite vor drei Jahren. Niemand wisse genau, wie hoch sein Exposure im Falle einer Griechenland-Insolvenz letztendlich sein werde. Auch die gar nicht so schlechten US-Daten von gestern hätten die Furcht vor einem Double-Dip in der grössten Volkswirtschaft der Welt nicht dämpfen können, so der Experte weiter.
Gegen 12.40 Uhr verliert der SMI um 1,37% auf 5’420,51 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt um 1,83% auf 797,16 und der Swiss Performance Index (SPI) um 1,43% auf 4’898,96 Zähler nach.
Entsprechend dem vorherrschendem Markt-Sentiment finden sich vor allem die zyklische Werte und die Finanzaktien auf der Abgabeseite, während sich die Verluste bei den defensiven Schwergewichten etwas begrenzen können.
Die grössten Abgaben im SMI verzeichnen die Finanzwerte. HSBC und Deutsche Bank haben ihre Kursziele für mehrere Schweizer Banken gesenkt. Julius Bär geben um 1,3% nach. Für die Papiere der Privatbank hat HSBC das Rating auf «Neutral» von «Overweight» gesenkt. Die Versicherer sehen ebenfalls überdurchschnittliche Abschläge bei ZFS (-2,6%), Swiss Life (-3,8%), Bâloise (-2,8%) und Swiss Re (-2,3%).
Eine Ausnahme bildet der Aktienkurs der UBS. Das Papier drehte im Handelsverlauf zeitweise ins Plus und notiert aktuell mit vergleichsweise geringen Abgaben (-0,5%). Die Bank geht davon aus im dritten Quartal voraussichtlich schwarze Zahlen zu schreiben, trotz eines durch einen Händler verursachten Verlusts von 2,3 Mrd USD.
Die sich zunehmend eintrübenden Konjunkturaussichten hinterlassen auch am Dienstag ihre Spuren bei den zyklischen Papieren. Allen voran die volatilen Transocean-Titel sinken um 4,1%. Adecco (-3,9%), Richemont (-3,0%) und Nobel Biocare (-1,49%) stehen in nicht viel nach. Auch Clariant stehen mit minus 4,9% erneut unter deutlichem Abgabedruck; der Der Spezialitätenchemiekonzern gab am Berichtstag den Verkauf seines Polysilazane-Coatings-Geschäfts für 4 Mio EUR bekannt.
Syngenta sinken um 2,1%. Das oberste französische Verwaltungsgericht hatte am Vortag eine im Jahr 2010 ausgesprochene Zulassung für das Insektizid Cruiser 350 wieder aberkannt. Das Produkt steht im Verdacht, für ein massives Bienensterben verantwortlich zu sein. Das Verdikt öffne nun den Weg für Schadensersatzforderungen, hiess es. Zudem hat HSBC auch hier das Kursziel gesenkt.
Nach der guten Kursentwicklung der vergangenen Tage findet sich heute auch Holcim (-2,8%) auf der Verkaufsseite. Belastet wird die Aktie von dem massiven Kurseinbruch des mexikanischen Cemex-Konzerns. Auch Wettbewerber wie HeidelbergerCement oder Lafarge stehen unter Druck. Rene Zahner von der Bank Julius Bär zeigte sich von den Abschlägen bei Holcim nicht überrascht. Vielmehr habe er sich über den Anstieg der vergangenen Tage gewundert. Dafür habe es keine substanziellen Gründe gegeben. Die Lage bei Cemex sei mit der bei Holcim aber nicht vergleichbar, allein schon aufgrund der geografischen Segmentierung aber vor allem aufgrund der Bilanz.
Etwas besser weg kommen die defensiven Pharmawerte Novartis (-0,6%) und Roche (-0,8%). Nestlé (Aktie -0,7%) und Swisscom (-0,6%) werden ihrer defensiven Reputation ebenfalls gerecht. (awp/mc/pg)