Swisscom: Alleingang bei Glasfaser dauert länger
Swisscom-CEO Carsten Schloter.
Bern – Obwohl der Glasfaserbau nach dem Verdikt der Wettbewerbshüter in der Sackgasse steckt, geht der Bau der Datenautobahn der Zukunft laut Swisscom-Chef Carsten Schloter vorerst weiter. Bis Ende Jahr muss allerdings eine Lösung her, sonst kommt es zu massiven Verzögerungen. Im Augenblick werde man den Bau nicht verlangsamen, weil es extrem komplex sei, eine Baumaschinerie zu stoppen und dann wieder anzufahren, sagte Schloter am Freitag in einer Telefonkonferenz. Denn es bestünden gültige Verträge mit Subunternehmen.
Bis Ende Jahr könne man noch weiter bauen. Aber wenn man bis dahin keine neue Lösung mit Elektrizitätswerken (EW) gefunden habe, die kompatibel mit der Wettbewerbskommission (Weko) sei, werde es zu Auswirkungen auf den Glasfaserbau kommen. Die Verhandlungen dürften nicht einfach werden, sagte Schloter. Man habe schliesslich zwei Jahre um die jetzigen Verträge gerungen, die von der Weko in der letzten Woche beanstandet worden seien.
Zurück auf Feld Eins
«Es bleibt uns nichts anderes übrig als mit unseren Kooperationspartnern zurück auf Feld Eins zu gehen und andere Lösungen zu suchen. Wir müssen komplett neu verhandeln», sagte Schloter. Jetzt einfach die ganze Sache abzublasen und kein Glasfasernetz zu bauen, sei keine Alternative für die Swisscom. «Wir stehen im Wettbewerb mit den Kabelanbietern», sagte Schloter. Die Kupferanschlüsse der Swisscom können bereits heute mit den Geschwindigkeiten der TV-Kabelnetze nicht mithalten.
«Ins eigene Knie schiessen»
Bei einem Alleingang des «blauen Riesen» würde der Glasfaserausbau allerdings viel länger dauern. Die Swisscom investiere schon jetzt hunderte Millionen jedes Jahr in Glasfasern und könne nicht noch mehr dafür ausgeben. Wenn man die Glasfaserbau etwa auf Kosten des Ausbaus der Mobilfunknetze vorantriebe, dann «würden wir uns ins eigene Knie schiessen», sagte Schloter. Wegen des Wettbewerbs mit den Kabelnetzanbietern sei die Swisscom an einem schnellen Ausbau der Glasfasernetze interessiert. Deshalb sei man mit den EWs Kooperationen eingegangen. Zudem würde ein Alleingang der Swisscom am Schluss zu einem Monopol führen, das den Regulator auf den Plan riefe. «Wir stellen uns lieber zusätzlichem Wettbewerb als einer sicheren Regulierung», sagte Schloter. (awp/mc/ps)