Gasprojekt South Stream unterzeichnet
Bei Unterzeichnung Pate gestanden: Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin.
Sotschi – Das russische Megaprojekt South Stream zur Erdgas-Versorgung Südeuropas mit deutscher Unterstützung ist perfekt. Die BASF-Tochter Wintershall sowie der italienische Energiekonzern Eni und die französische Electricite de France (EdF) unterzeichneten in Anwesenheit von Regierungschef Wladimir Putin am Freitag im Schwarzmeerort Sotschi eine Vereinbarung mit dem russischen Monopolisten Gazprom.
An dem Projekt ist Gazprom mit 50 Prozent, Wintershall und die französische EdF mit jeweils 15 Prozent sowie die italienische ENI mit 20 Prozent beteiligt. South Stream gilt als Konkurrenzprojekt zum EU-Vorhaben Nabucco, das Russland umgehen und die Europäische Union unabhängiger von russischem Gas machen soll.
Gesamtkosten auf bis zu 25 Mrd USF geschätzt
«Die endgültige Investitionsentscheidung wird in der zweiten Hälfte 2012 getroffen», kündigte Eni-Chef Paolo Scaroni nach Angaben der Agentur Interfax an. «Die Gesamtkosten werden wir erst kennen, wenn das Projekt beendet ist.» Scaroni schätzte, dass allein die Verlegung der Leitungen auf dem Grund des Schwarzen Meeres rund zehn Milliarden Euro kosten werde. Die Gesamtkosten belaufen sich nach Medienangaben auf bis zu 25 Milliarden Euro. Russland will mit der neuen Gasleitung seinerseits unsichere Transitländer wie die Ukraine umgehen. Erst vor kurzem hatte das auf Energieexporte angewiesene Riesenreich erstmals Gas in die neue Nordseeleitung Nord Stream direkt nach Deutschland gepumpt.
Ukraine fordert Verlegung auf ihr Territorium
Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch forderte unterdessen eine Verlegung von South Stream über das Territorium der Ukraine. Die finanziell angeschlagene Ex-Sowjetrepublik befürchtet durch die beiden neuen Gaspipelines einen immensen Einnahmeverlust. Die Variante, South Stream über ukrainisches Festland zu verlegen, sei etwa fünfmal günstiger als die geplante Leitung auf dem Grund des Schwarzen Meeres, sagte Janukowitsch am Freitag bei einem internationalen Forum in der Stadt Jalta nach Medienangaben. Der Staatschef wird am 24. September zu schwierigen Gasverhandlungen in Moskau erwartet.
«South Stream entspricht nicht europäischen Interessen»
Die EU-Kommission warnte unlängst Russland vor politischem Druck auf mögliche Nabucco-Lieferanten wie Aserbaidschan und Turkmenistan am Kaspischen Meer. South Stream entspreche nicht europäischen Interessen, sagte Energiekommissar Günther Oettinger. Brüssel will künftig bei Energieverträgen der Mitgliedsländer ein Mitspracherecht und eigene Experten an den Verhandlungen beteiligen. Damit will die Behörde bei Gesprächen mit Gaslieferanten wie Russland einheitlicher auftreten.
Wintershall investiert nach russischen Angaben etwa zwei Milliarden Euro in South Stream und hält im Gegenzug 15 Prozent der Anteile. Der erste Strang solle spätestens 2015 in Betrieb genommen werden und 15,75 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland quer durch das Schwarze Meer nach Südeuropa pumpen, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller unlängst. Gazprom hält an South Stream 50 Prozent. Eni ist mit 20 Prozent beteiligt, und EdF besitzt wie Wintershall 15 Prozent.
Gazprom steigt ins Ölprojekt «Elephant» in Libyen ein
Ungeachtet seiner früheren Kritik an den Aufständischen in Libyen will Russland nach dem Machtwechsel in Tripolis an den Ressourcen im nordafrikanischen Land mitverdienen. Der Gasmonopolist Gazprom unterzeichnete am Freitag ein Abkommen mit dem italienischen Versorger Eni über den Erwerb von 33 Prozent am Ölprojekt «Elephant» in Libyen. Das meldete die Agentur Interfax aus dem Schwarzmeerort Sotschi. Das Abkommen muss noch von der neuen libyschen Führung gebilligt werden. Ihr Votum gilt als offen. Ein Grundlagenabkommen über das Projekt hatten Gazprom und Eni bereits im Februar 2011 in Rom unterzeichnet.
Andere Gesellschafter sind die südkoreanische KNOC und der nationale libysche Ölkonzern NOC, die gemeinsam das letzte Drittel der Aktien kontrollieren. Nach Expertenschätzung wird Gazprom für den 33-Prozent-Anteil am «Elephant»-Projekt rund 178 Millionen US-Dollar (129 Mio Euro) zahlen. (awp/mc/upd/ps)