Eurozone: Wachstumsrisiken laut EZB gestiegen

Eurozone: Wachstumsrisiken laut EZB gestiegen

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.

Frankfurt am Main – Die Konjunkturrisiken im Euroraum haben sich nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zuletzt erhöht. Die Risiken für das Wachstum hätten sich verstärkt und seien nach unten gerichtet, heisst es im Monatsbericht der Notenbank vom Donnerstag. Begründet wird die pessimistischere Haltung unter anderem mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten und der damit verbundenen hohen Unsicherheit. Die mittelfristigen Inflationsgefahren beurteilt die EZB unterdessen ausgeglichen und zeigt sich damit etwas zuversichtlicher als bisher.

Die Notenbank bekräftigt damit Aussagen ihres Präsidenten Jean-Claude Trichet von der jüngsten Zinssitzung Anfang September. Experten hatten die Äusserungen Trichets als klaren Hinweis auf eine längere Zinspause im Euroraum interpretiert. Viele EZB-Beobachter rechnen bis weit in das kommende Jahr hinein mit unveränderten Zinsen. Derzeit liegt der Leitzins im Währungsraum bei 1,5 Prozent, nachdem ihn die Notenbank im laufenden Jahr zweimal erhöht hatte. Es waren die ersten Zinsschritte nach der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Bini Smaghi verteidigt Kauf von Staatsanleihen

Das Direktoriumsmitglied der EZB, Lorenzo Bini Smaghi, hat den umstritten Ankauf von Staatsanleihen durch die Notenbank verteidigt. Die jüngsten Käufe von Staatsanleihen hochverschuldeter Mitgliedstaaten der Eurozone habe der Fähigkeit der EZB zur Sicherung von Preisstabilität in den kommenden Jahren nicht geschadet, sagte Bini Smaghi in einer Rede in Rom. Die Kritik an den Anleihenkäufen der Notenbank seien vielmehr das Ergebnis einer «unzureichenden ökonomischen Analyse» und einer «mangelhaften Kenntnis» über die Schuldenkrise in der Eurozone, sagte Bini Smaghi weiter.

EZB-Entscheid «unabhängig getroffen»
Am vergangenen Freitag hatte der Chefvolkswirt der EZB, Jürgen Stark, seinen Rücktritt aus persönlichen Gründen erklärt. Nach Einschätzung von Experten soll aber ein Zerwürfnis innerhalb der Notenbank über den Kauf von Staatsan leihen die Ursache sein. Im Frühjahr hatte bereits Bundesbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Axel Weber seinen Rücktritt erklärt, dem ähnliche Motive unterstellt werden. Bini Smaghi stellte zudem klar, dass die EZB «zweifellos» in «voller Unabhängigkeit» agiere. Zuletzt hatten deutsche Politiker öffentlich Zweifel an der Unabhängigkeit der Notenbank geäussert. Wie in den vergangenen Jahren habe die EZB auch zuletzt ihre Entscheidungen unabhängig getroffen, versicherte der Währungshüter. (awp/mc/ps)

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