CH-Verlauf: Kurzfristige Erholung wieder abgeflaut
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert nach einem relativ nervösem Verlauf zur Mittagszeit leicht schwächer. Anfänglich setzte der Markt dank guter Vorgaben aus den USA zu einer deutlichen Erholung nach den schwachen Vortagen an. Unterstützt wurden die Märkte dabei von einem Medienbericht der «Financial Times», wonach sich Italien in Gesprächen mit chinesischen Investoren über den Kauf von Staatsanleihen befinde.
Nach rund einer Handelsstunde war es dann allerdings bereits wieder vorbei mit der Erholung. Die Stimmung kippte wieder und die Indices fielen – im Einklang mit den meisten übrigen europäischen Aktienbörsen – in negatives Territorium. Händler verwiesen vor allem auf die weiter hohen Sorgen um die französischen Banken. Deren Aktien brachen ihren Erholungsversuch ab und kamen stark unter Druck, weil das «Wall Street Journal» online berichtet hatte, dass den französischen Banken die Tür zu den US-Kapitalmärkten zur Finanzierung zugeschlagen werde. Für etwas Beruhigung zwischendurch habe dann um 11 Uhr die Anleiheauktion für Italien gesorgt. Diese sei «zwar nicht hervorragend, aber doch erträglich» verlaufen, sagte ein Händler.
Kurz vor 12.30 Uhr liegt der SMI 0,31% tiefer bei 5’286,93 Punkten (bisheriges Tageshoch: 5’372, Tagestief 5’280). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert derweil um 0,51% auf 788,60 Zähler, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,11% auf 4’827,48 Punkte.
Die starke Nervosität am Markt zeigt sich auch in der hohen Volatilität. Nachdem der VSMI-Index, die Masszahl für die Schwankungsbreite, bereits am Vortag stark gestiegen war, notiert er zur Berichtszeit 1,9% höher bei 41,5 Punkten. Aus technischer Sicht erwartet die ZKB die Tendenz zunächst leicht höher, dann aber wieder tiefer, wie es in einem Kommentar heisst. Widerstand im SMI sieht sie etwa bei 5430, Unterstützung bei 5300 Punkten.
Unternehmensnews gibt es hierzulande im Blue-Chips-Bereiche kaum. Unter den grössten Verlierern bei den 30 SMI/SLI-Titeln sind zur Berichtszeit vor allem zyklische Titel. Schwächster Wert sind ABB (-2,8%), vor Holcim (-2,6%), Richemont (-2,0%), Clariant (-1,8%) und Lonza (-1,6%). Holcim wurden ausserdem von der Citigroup auf «Verkaufen» zurückgestuft.
Dass die Indices nicht deutlicher im Minus stehen, ist vor allem auf die relativ gute Performance der defensiven Indexschwergewichte zurückzuführen. Die Aktien von Novartis etwa legen 0,5% zu, Nestle stehen unverändert. Einzig Roche sind mit einem Minus von 0,3% nur auf Indexhöhe. Der Pharmakonzern Novartis hat zur Mittagszeit ausserdem neue Synergieziele nach der Integration des Augenheilkonzerns Alcon bekannt gegeben.
An der Spitze der Tabelle notieren allerdings UBS (+0,9%), während CS mit -0,7% moderate Verluste aufweisen. Die beiden Banken haben sich im bisherigen Verlauf sehr volatil gezeigt, wobei vor allem CS anfängliche grössere Gewinne wieder abgegeben haben. Leicht im Plus stehen ausserdem die Papiere von Swatch, Synthes, Adecco, Logitech und Swiss Life.
Syngenta (-0,5% auf 248,70 CHF) profitierten anfänglich etwas von einer Höherstufung durch den französischen Broker Cheuvreux verbunden mit einer Kurszielerhöhung auf 333 CHF (von 295), sind aber nun ins Minus gerutscht. Der Markt unterschätze das Pipeline-Potenzial, hiess es als Begründung für die Erhöhung.
Im breiten Markt stehen u.a. Charles Vögele im Fokus (+3,9%). Das Bekleidungsunternehmen hat einen Wechsel an der Spitze vermeldet. Konzernchef André Maeder tritt per sofort wegen «unterschiedlicher Auffassungen» zur Strategie ab, der Verkaufschef Frank Beeck übernimmt, wobei der bekannt Sanierer Hans Ziegler neu das Verwaltungsratspräsidium inne hat. Die Kursgewinne werden mit neu erwachten Übernahmefantasien begründet.
Die Aktien des Hedgefonds-Hauses Gottex und des Versicherers Vaudoise legen nach Halbjahreszahlen 0,8% bzw. 0,3% zu. IPS Packaging büssen dagegen – ebenfalls nach dem Semesterresultat – 2,2% ein. (awp/mc/pg)