CH-Ausblick: Tiefere Eröffnung erwartet
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt dürfte, belastet von den verstärkten Sorgen um die Entwicklung in der Eurozone und schwachen Vorgaben aus den USA und Asien, mit tieferen Notierungen in die neue Börsenwoche starten. Bereits am Freitag hatte die Rücktrittsankündigung des EZB-Chefökonomen Jürgen Stark Unsicherheiten an den internationalen Finanzmärkten hervorgerufen und die Aktien weltweit unter Druck gesetzt. Der Abgabedruck hat sich nach Europaschluss an der Wall Street und heute Morgen in Asien noch verstärkt und dürfte auch an der Schweizer Börse zu erneuten Kursverlusten führen.
Übers Wochenende verstärkten Meldungen zum hoch verschuldeten griechischen Staat die Euro-Sorgen. Eine Pleite Griechenlands wird jetzt selbst in der deutschen Regierung nicht mehr ausgeschlossen. Der Einbruch der griechischen Wirtschaft fällt neuen Prognosen zufolge in diesem Jahr noch stärker aus als erwartet. Weiter dürfte auch das Treffen der Notenbanker und Finanzminister der Gruppe der führenden Industriestaaten (G7) vom Wochenende in Marseille den Aktien kaum Unterstützung bieten. Ein konkretes Massnahmepaket gegen die Konjunktur- und Schuldenkrise haben die Akteure nicht geschnürt. Konjunkturprogramme wurden vor allem von deutscher Seite abgelehnt. In einer eher allgemein abgefassten Formulierung wurde unter anderem die Fortsetzung der massvollen Defizitreduzierung betont.
Der vorbörslich von Clariden Leu berechnete SMI sinkt bis um 08.25 Uhr um 1,27% auf 5’361,63 Punkte. Alle vorbörslich gehandelten Titel stehen im Minus.
Aufgrund der Euro-Sorgen aber auch mit Blick auf den Steuerstreit der Schweiz mit den USA, rücken am Montag die Banken in den Fokus der Anleger. Im vorbörslichen Geschäft büssen Credit Suisse 1,9% ein, UBS geben um 1,8% und Julius Bär um 1,7% nach.
Die Credit Suisse hat mit dem Wissen des Bundesrates den USA statistische Daten übermittelt und auch anderen Instituten, darunter Julius Bär, wurde vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) ein entsprechendes Recht eingeräumt. Nun will der Bundesrat in begründeten Fällen effizient Amtshilfe leisten. Zudem steht offenbar das mit Deutschland ausgehandelte Steuerabkommen vor dem Scheitern. Widerstand macht sich von Seiten der SPD bemerkbar.
Swiss Re (kein vorbörslicher Kurs) bestätigte anlässlich des Branchentreffens in Monte Carlo die Erwartungen auf allmählich anziehende Tarife. Allerdings würden in gewissen Bereichen nach wie vor tiefe Preise dominieren. Zudem stellten die anhaltend tiefen Zinsen für die Branche einen «echten Schock» dar, so die Swiss Re.
Grössere Verluste sind erneut auch Zyklikern zu erwarten. So büssen etwa Holcim 1,4%, Adecco 1,7% oder Swatch Group 1,1% ein. Die Swatch hat heute bekanntgegeben, dass die Zusammenarbeit mit Tiffany beendet wurde. Der US-Luxusgüterhersteller habe die Entwicklung des Geschäfts «systematisch blockiert», lautete die Begründung. Richemont geben um 0,5 CHF oder 1,1% nach. Die Titel werden heute allerdings mit 0,45 CHF ex-Dividende gehandelt.
Aber auch die defensiven Index-Schwergewichte Nestlé und Novartis können sich mit einem Minus von 1,0% dem Abwärtstrend nicht entziehen. Etwas weniger geben etwa SGS (-0,6%) oder Swisscom (-0,8%) nach. (awp/mc/ps)