OECD: Wachstum im zweiten Halbjahr bleibt schwach
Ökonomen der OECD schrauben die Wachstumserwartungen zurück.
Paris – Die OECD rechnet für die zweite Jahreshälfte 2011 mit einem anhaltend schwachen Wachstum in ihren Mitgliedsländern. Das annualisierte Quartalswachstum dürfte sich in den sieben weltgrössten Volkswirtschaften (G7) ohne Japan unter einem Prozent bewegen, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag in Paris mit.
Nach einem vergleichsweise robusten dritten Quartal gibt sich die OECD für das Jahresende sehr zurückhaltend. Für das Schlussquartal prognostiziert sie ein Wachstum, das nur noch knapp über Stagnation liegt. Für Deutschland und Italien – die grösste und drittgrösste Volkswirtschaft des Euroraums – sieht die OECD gar die Gefahr jeweils eines Quartals mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. Zugleich weist sie aber darauf hin, dass die Unsicherheit der Projektionen hoch sei. «Das Risiko eines noch ungünstigeren Wachstums ist in einigen grossen OECD-Ländern gestiegen, ein Abschwung wie in den Jahren 2008 und 2009 zeichnet sich aber nicht ab.»
Unsicherheit der Projektionen hoch
Sollten die am Donnerstag in Paris vorgestellten Prognosen eintreffen, wäre Deutschland im Schlussquartal 2011 die schwächste grosse Industrienation der Welt. Für Länder wie die USA, Frankreich oder Kanada sagen die Volkswirte noch Wachstum voraus. Die Regierungen in Washington und Paris können von Oktober bis Ende Dezember beispielsweise ein auf das Jahr hochgerechnetes Quartalswachstum von 0,4 Prozent erwarten.
EZUB: Keine weitere Zinsentscheidung erwartet
Vor dem Hintergrund der wachsenden Rezessionssorgen und der anhaltenden Schuldenkrise dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf absehbare Zeit auf dem aktuell immer noch niedrigen Niveau von 1,5 Prozent halten. Volkswirte rechnen nicht nur für die Sitzung des EZB-Rates an diesem Donnerstag mit keiner weiteren Zinsentscheidung. «Das Projekt Zinsnormalisierung liegt auf Eis – vermutlich für lange Zeit», sagte Helaba-Ökonom Ulf Krauss. Dass die EZB nach zuletzt zwei Zinserhöhungen die Rolle rückwärts einlegt und die Zinsschraube wieder lockert, glauben aber nur wenige Beobachter. «Im Euroraum deutet sich eine Zinspause an – nicht mehr», sagte Michael Schubert von der Commerzbank.
Warten auf Inflations- und Wachstumsprognose
Mit grösserer Spannung wird auf neue Prognosen der EZB für Wachstum und Inflation gewartet. Im Juni hatten die Experten der Notenbank für das Euroland eine Teuerung von 2,6 Prozent für 2011 und von 1,7 Prozent im kommenden Jahr sowie ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent beziehungsweise 1,7 Prozent vorhergesagt. Die meisten Bankvolkswirte gehen davon aus, dass die Notenbank sowohl ihre Inflations- als auch die Wachstumsprognosen nach unten revidieren wird. (awp/mc/ps)