CH-Verlauf: Verluste ausgeweitet

CH-Verlauf: Verluste ausgeweitet

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag bis zur Mittagsstunde weiter abgerutscht. Eine enttäuschende Auktion von Staatsanleihen in Spanien und schwache PMI-Daten aus dem Euroraum habe die Stimmung nach dem schwachen Start zusätzlich belastet, hiess es im Handel. Nachdem die Aktienmärkte acht Tage lang praktisch nur nach oben gewiesen hätten, komme die Verschnaufpause aber nicht überraschend, sagten Beobachter. Die jüngste Stärke des Schweizer Frankens habe diese Tendenz verstärkt. So ist das EUR/CHF-Paar zeitweise unter die Marke von 1,14 gerutscht.

Der Handel harrt nun einem neuen Reigen von Konjunkturdaten, den es am besten an der Seitenlinie abzuwarten gelte. Am Nachmittag stünden verschiedene US-Indikatoren im Fokus. Erwartet werden Angaben zur Produktivität und den Lohnstückkosten, den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe, den Bauausgaben sowie zum ISM Index.

Bis um 12.00 Uhr sinkt der SMI um 0,95% auf 5’475,99 Punkte. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 1,39% auf 824,48 und der Swiss Performance Index (SPI) 1,17% auf 4’990,42 Zähler.

Die Schweizer Wirtschaft kann sich der globalen Wachstumsverlangsamung nicht entziehen. Infolge nachlassender Dynamik im Ausland und dem starken Schweizer Franken hat sich das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2011 im Vergleich zum ersten Jahresviertel auf +0,4% verlangsamt.

Dies schlägt sich nicht auf die zuletzt gut nachgefragten konjunkturabhängigen Werte nieder: Was zuletzt gekauft wurde, wird heute verkauft. Allen voran Logitech büssen 5,4% ein. Zuvor hatten die Papiere der Mäuseherstellerin in den letzten drei Wochen vom Tiefstwert um über 50% zugelegt. Dahinter verlieren Adecco 3,6%. Cheuvreux hat die Titel von Adecco ihrer «Selected List» gestrichen und auf Outperform zurückgestuft. Das Aufwärtspotenzial des auf 45 von 52 CHF gesenkten Kursziels im Vergleich zu den zyklischen Risiken rechtfertige die alte Einstufung nicht mehr.

In Kühne+Nagel (-4,1%), Lonza (-3,5%), Weatherford (-3,4%), Clariant (-3,6%), Richemont (-2,7%), Geberit (-2,6%) und ABB (-2,1%) drückt sich der Ausverkauf zyklischer Werte ebenfalls aus.

Unternehmensseitig bleibt die Nachrichtenlage aber dünn, entsprechend bewegen auch Studien und Analystenkommentare verschiedene Kurse. So hat beispielsweise HSBC für SGS das Kursziel auf 1’625 von zuvor 1’910 CHF gesenkt, das Rating mit «Overweight» indes bestätigt. Zur Begründung für das tiefere Ziel verweisen die Analysten auf den starken Franken. Die SGS-Aktie sinkt um 1,9% auf 1’472 CHF.

Finanzwerte halten sich eine Spur besser, hatten sich zuletzt aber etwas verhaltener als die Zykliker nach oben entwickelt. Bei den Banken büssen UBS 1,2%, Julius Bär 1,5% und Credit Suisse 0,7% ein. Die Abgaben bei den Versicherern ZFS (-1,3%) und Swiss Re (-1,0%) halten sich ebenfalls in Grenzen.

Die defensiven Schwergewichte tendieren – wie so oft in einem negativen Gesamtmarkt – stärker als der Rest. Roche (Bon -0,8%) hat für das Medikament Tarceva die Zulassung der EU für die Erstlinienbehandlung bei einem genetisch spezifischen Typ von Lungenkrebs erhalten. Novartis büssen 0,6% ein, während Nestlé um 0,4% sinken.

In der zweiten Reihe vollziehen die Aktien des Solarindustriezulieferers Meyer Burger eine veritable Berg- und Talfahrt. Erst reagierten sie mit einem Kurssprung von fast 10% auf sehr gute Halbjahreszahlen, büssen nun aber bis zum Berichtszeitpunkt deutliche 4,1% ein. Einerseits sei seit der Vorankündigung vor zwei Wochen ohnehin klar gewesen, dass Meyer Burger starke Zahlen liefern wird, sagten Beobachter. Nun würden die konjunkturellen Ängste eingepreist, zumal sich gemäss CEO Peter Pauli im Markt eine Schwächephase abzeichnet, wie er vor den Medien erklärte.

Der Verpackungsmaschinenhersteller Bobst hat hingegen Zahlen geliefert, die unter den Erwartungen lagen. Der Gewinn habe trotz gutem Finanzergebnis und einer leicht höher als erwarteten Steuergutschrift die Prognosen deutlich verfehlt. Die Börse quittiert dies mit einem Abschlag von 4,6%.

Helvetia steigen nach Halbjahreszahlen um 1,7%.  (awp/mc/ps)

SIX Swiss Exchange

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