EU-Verlauf: Gewinne als Reaktion auf Bernanke-Rede
Paris – Eine sehr positive Reaktion der US-Börsen auf die Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke hat am Montag dem EuroStoxx 50 kräftige Gewinne beschert. Der europäische Leitindex stieg gegen Mittag um 1,64 Prozent auf 2.226,27 Punkte. Mit Ausnahme der Danone-Titel, die minimal im Minus lagen, verbuchten alle Indexwerte Gewinne. Bereits am Freitag hatte der EuroStoxx 50 die Sitzung mit einem Wochenplus von 1,45 Prozent beendet. Seit Anfang August aber steht angesichts der weltweiten Schuldenkrise immer noch ein satter Abschlag von fast 17 Prozent zu Buche.
An der Börse in Paris gewann der CAC 40 am Montag 1,77 Prozent auf 3.142,40 Punkte. In London blieb die Börse wegen eines Feiertages geschlossen. Am Nachmittag könnten noch US-Konjunkturdaten zum privaten Einkommen und zum Immobilienmarkt für Bewegung sorgen.
Bernanke hatte am Freitag auf einer Notenbankkonferenz in Jackson Hole zwar keine zusätzlichen Massnahmen zur Stützung der Konjunktur signalisiert, aber gesagt: «Wir verfügen jedoch über eine Reihe von Instrumenten zur Stimulierung der Wirtschaft.» Die Notenbank sei vorbereitet, um diese Instrumente bei Bedarf zu nutzen. Damit hat Bernanke laut Börsianern die Hintertür für weitere Stützungsaktionen offen gelassen. Aktuell biete sich deshalb den Anlegern zwar nicht der beste, aber ein guter Einstiegszeitpunkt in den Aktienmarkt, meinte ein Händler.
In dem freundlichen und nachrichtenarmen Umfeld notierten alle europäischen Branchenindizes in der Gewinnzone. Am stärksten legten die Sektoren Chemie und Bau zu, die um 1,6 Prozent respektive um 2,5 Prozent stiegen. Sie profitierten von der Aussicht auf steigende Experte und eine weitere konjunkturelle Erholung.
Die im Zuge der Schuldenkrise stark unter Druck geratenen Bankenwerte legten im Schnitt um 1,18 Prozent zu. Gute Nachrichten kamen aus Italien: So hatte Banca Monte dei Paschi di Siena, die drittgrösste Bank des Landes, im zweiten Quartal einen überraschen hohen Quartalsgewinn erzielt. Grund dafür sei das gute Handelsgeschäft gewesen, meinten Händler. Zuletzt rückten die Papiere um 0,79 Prozent auf 0,4362 Euro vor, nachdem sie im frühen Handel noch über 1 Prozent im Plus gelegen hatten.
Ferner verteuerten sich die Anteilsscheine der Banco Popolare als einer der Favoriten im nationalen Leitindex MIB um 2,41 Prozent auf 1,1490 Euro. Die fünftgrösste italienische Bank hatte beschlossen, einige Geschäftseinheiten in das Holding-Unternehmen zu integrieren. Damit sollen die Effizienz erhöht und die Kosten gesenkt werden.
Zwei griechische Grossbanken stehen derweil wegen der Schuldenkrise kurz vor einem Zusammenschluss. Der Handel der Aktien von EFG Eurobank Ergasias und Alpha Bank wurden am Morgen an der Athener Börse ausgesetzt. In der Begründung des Börsenbetreibers hiess es, die Aufsichtsräte beider Banken berieten derzeit über die Fusion. Für den Nachmittag haben die Institute eine gemeinsame Pressekonferenz angekündigt. Verschiedene Medien hatten zuvor von dem geplanten Zusammenschluss berichtet. Diese Meldungen regten die Übernahmephantasie der Anleger an, die beherzt bei den Papieren der heimischen Branchenkollegen National Bank of Greece und Piraeus Bank zugriffen. Deren Aktien schnellten um jeweils mehr als 28 Prozent in die Höhe. (awp/mc/ps)