Alpiq mit deutlichem Gewinneinbruch im Halbjahr
Alpiq-CEO Giovanni Leonardi.
Neuchatel – Der Energiekonzern Alpiq hat mit der Frankenstärke, dem möglichen Atomausstieg und den tiefen Energiemarktpreisen zu kämpfen. Während der Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2011 im einstelligen Prozentbereich zurückging, brach der Gewinn um beinahe die Hälfte ein. Die Unternehmensführung bewertet ihre Ergebnisse als «enttäuschend» und senkt für das Gesamtjahr 2011 entsprechend den Ausblick.
Der Umsatz des Stromriesen ging im ersten Semester 2011 um 3,7% auf 6,78 Mrd CHF zurück. Dabei drückte insbesondere der Rückgang im Geschäftsfeld Energie Schweiz von -12% auf 1’59 Mrd CHF auf die Zahlen. Über den Erwartungen sei dagegen die Absatzentwicklung in der Division Energieservice gelegen (+9% auf 1,06 Mrd CHF), teilte das Unternehmen am Freitag mit. Bei unverändertem Konsolidierungskreis und konstanten Wechselkursen hätte der Umsatz mit 7,2 Mrd CHF ein Plus von 2,8% verzeichnet.
Franken und Atomausstieg belasten
Der EBITDA verringerte sich um 21% auf 581 Mio CHF und der EBIT um 43% auf 276 Mio CHF. Unter dem Strich wurde ein Reingewinn von noch 155 Mio CHF verbucht (-47%). Die Abschwächung des Euro zum Franken habe die Marge um 50 Mio CHF geschmälert, ein Abschreiber für die Projektkosten eines neuen Kernkraftwerks im Solothurner Niederamt habe um weitere 35 Mio CHF gedrückt, hiess es. «Die Monate Januar bis Juni waren von einem schwierigen Umfeld geprägt», kommentierte Finanzchef Kurt Baumgartner im Gespräch mit AWP. Zwar hätten sich die Spot- und Terminpreise auf den europäischen Strommärkten seit Jahresbeginn etwas erholt, doch sei auf den Märkten nach wie vor eine erhebliche Überkapazität zu beobachten. Dies drücke Preise und Margen und schränke Handelsmöglichkeiten ein.
Ausblick weiter gesenkt
Beim Ausblick für das Gesamtjahr zeigt sich Alpiq deutlich pessimistischer als zuletzt. Im Mai wurde noch ein Rückgang des operativen Ergebnisses «um einige Prozent» erwartet. Nun rechnet der Energiekonzern laut Baumgartner mit einem Ergebnis, das «wesentlich» unter den eigenen Zielsetzungen liegt: «Wir erwarten für das Gesamtjahr einen um rund 20-30% tieferen EBIT als im Vorjahr», so der Finanzchef. Auch für 2012 wird nicht mit einer massgebenden Verbesserung gerechnet.
H2: Leichte Absatzzunahme erwartet
Der Umsatz werde voraussichtlich aufgrund der anhaltenden Frankenstärke und Preisentwicklungen ebenfalls unterhalb des Vorjahres liegen. Dennoch rechnet Baumgartner in der zweiten Jahreshälfte mit einer leichten Absatzzunahme im Vergleich zum ersten Halbjahr. «Die natürliche Wasserzufuhr der Schweizer Wasserkraftwerke dürfte im zweiten Semester wieder den langjährigen Mittelwert erreichen. Damit können wir die hydraulische Produktion und damit den Absatz wieder steigern», betonte der CFO.
Umfassendes Massnahmenpaket gestartet
Bereits Ende Juni 2011 hat Alpiq vor einer Ergebnisverschlechterung gewarnt und ein entsprechendes Massnahmenpaket angekündigt. Das Paket umfasst Massnahmen zur Fokussierung der Geschäftsbereiche, zum Abbau unrentabler Bereiche, zur finanziellen Konsolidierung und zur Reorganisation des Unternehmens. «Unser Ziel ist mittels Vereinfachung der Gruppenstruktur und zusätzlicher Effizienz- und Ergebnisverbesserungen bis Ende 2012 mehr als 1 Mrd CHF Schulden abzubauen», kommentierte Baumgartner.
Weitere Devestitionen in «ernsthafter» Prüfung
«Die entsprechenden Massnahmepakete sind eingeleitet worden und die Umsetzung lauft bisher nach Plan», so der Finanzchef weiter. Für den Verkauf der in Heidelberg ansässigen Alpiq Anlagentechnik (AAT) werde bis Ende Jahr ein «Signing» angestrebt. «Zudem prüfen wir ernsthaft weitere Devestitionen», ergänzte Baumgartner. Ein Stellenabbau sei im Rahmen der Kostensenkungsmassnahmen ebenfalls ein Thema. «Eine Massenentlassung ist jedoch klar nicht geplant», so der CFO.
Analysten enttäuscht
Mit den vorgelegten Zahlen hat Alpiq die Erwartungen der Analysten «enttäuscht». Die Aktie reagiert denn auch mit einem deutlichen Minus und notiert zur Mittagszeit 3,5% tiefer auf 217 CHF. Der Gesamtmarkt SPI steht derweil 2,3% tiefer. (awp/mc/upd/ps)