Trichet: «Grösste Krise seit dem 2. Weltkrieg»

Trichet: «Grösste Krise seit dem 2. Weltkrieg»

Paris – Die Europäische Zentralbank (EZB) will bis Anfang kommender Woche keine Angaben über das Ausmass ihrer indirekten Hilfen für die unter Druck geratenen Schuldenländer Italien und Spanien machen. «Wir sind auf dem Sekundärmarkt aktiv. Aber ich sage nicht, was wir kaufen», sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet dem Radiosender Europe 1. Am kommenden Montag werde man aber einen Betrag nennen.

Die EZB hatte am Sonntagabend signalisiert, dass sie nun auch Staatsanleihen der grossen Euroländer Italien und Spanien kaufen will. Sie sorgt damit dafür, dass die Refinanzierung für Rom und Madrid wieder günstiger wird. Den direkten Ankauf von Schuldtiteln schloss Trichet aus. «Das sollten wir nicht tun und das können wir auch nicht tun.»

Schwerste Krise seit dem 2. Weltkrieg
Die seit vier Jahren andauernden Turbulenzen auf den Finanzmärkten sind nach Einschätzung des EZB-Chefs ein historisches Ereignis. «In der Gesamtschau ist das die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg – besonders seit (der Insolvenz der US-Investmentbank) Lehman Brothers.» Durch die Vielzahl der Abwehrmassnahmen ist nach Meinung des 68-Jährigen aber noch Schlimmeres verhindert worden. «Wenn nicht alle Verantwortlichen gemeinsam sehr wichtige Entscheidungen getroffen hätten, hätte das auch die schwerste Krise seit dem Ersten Weltkrieg werden können», sagte Trichet. Er spielte damit auf den Zusammenbruch der New Yorker Börse 1929 an. Der «Schwarze Freitag» löste eine Weltwirtschaftskrise aus.

Beschlüsse vom Euro-Gipfel schnellstmöglich umsetzen
Die europäischen Staats- und Regierungschefs forderte Trichet erneut auf, ihre Arbeit zu machen. Die beim Euro-Gipfel am 21. Juli getroffenen Entscheidungen müssten «beschleunigt» und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Dabei geht es unter anderem um den neuen europäischen Rettungsfonds EFSF, der ebenfalls im Notfall Anleihen von Krisenstaaten kaufen soll. Dem Beschluss des Gipfels müssen aber noch die nationalen Parlamente zustimmen. (awp/mc/pg)

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