Petroplus Q2: Bereinigter Reinverlust von 80 Mio. Dollar
Jean-Paul Vettier, CEO Petroplus.
Zug – Der Raffineriebetreiber Petroplus hat im zweiten Quartal 2011 zwar einen deutlich höheren Umsatz erzielt, jedoch aufgrund schwacher europäischer Raffinationsmargen, hohen Rohölkosten und den Folgen der Libyenkrise sowohl beim Bruttogewinn als auch beim operativen Ergebnis deutliche Einbussen erfahren. Zudem haben vorgezogene Revisionsmassnahmen in den Raffinerien Petit Couronne und Coryton die Verarbeitungskapazitäten eingeschränkt.
Für die zweite Jahreshälfte wird aber eine deutliche Margenverbesserung erwartet.
Umsatz um 36 % gesteigert
Von April bis Juni verbesserte sich der Umsatz um 36% auf 6,01 Mrd USD. Der Bruttogewinn sank derweil um 24% auf 190,1 Mio USD und auf operativer Ebene resultierte ein Verlust von 112,7 Mio USD, nach einem Vorjahresverlust von 15,3 Mio. Der Reinverlust nach IFRS lag bei 198,2 Mio USD, nach einem Vorjahresverlust von 119,1 Mio USD, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.
Der Verlust aus den laufenden Geschäftsaktivitäten wird mit 187,7 (VJ 118,9) Mio USD ausgewiesen. Bereinigt um Lagerbewertungseffekte durch Veränderungen des Ölpreises resultierte ein Reinverlust von 80,0 Mio USD. Die Vorjahreszahlen wurden indes grossenteils angepasst, um die Auswirkungen der eingestellten Aktivitäten in der Raffinerie Reichstett darzustellen. Diese werden als nicht fortgeführte Geschäftsaktivitäten aufgeführt.
Lagerbewertungseffekte von 75 Mio. Dollar
Das Unternehmen bezifferte die Lagerbewertungseffekte für das zweite Quartal 2011 in einer Präsentation auf netto 75 Mio USD. Der entsprechend bereinigte Refining & Marketing EBITDA wird mit 45,0 Mio USD angegeben.
Hinter den Erwartungen zurück
Damit hat Petroplus klar unter den Markterwartungen abgeschnitten. Analysten hatten mit einem bereinigten Reinverlust von 39,6 Mio USD gerechnet. Der bereinigte Refining & Marketing EBITDA wurde bei 104,6 Mio USD gesehen und beim IFRS-Reinergebnis waren die Experten von einem Verlust von 86,5 Mio USD ausgegangen.
Marge fällt unter 2 Dollar pro Barrel
«Grund für das schwache Quartal ist das extrem schwache europäische Raffinationsklima», lässt sich CEO Jean-Paul Vettier in der Mitteilung zitieren. So sei die Marge unter 2 USD pro Barrel gefallen, vor allem da die Preisentwicklung bei den raffinierten Produkten mit der Teuerung von Rohöl nicht mithalten konnte. Zudem habe die Krise in Libyen zu einem Verlust des Nachschubes von Light Sweet Crude-Rohöl aus dieser Region geführt.
IEA-Entscheid erhöht Margendruck
Zusätzlichen Druck auf die Margen sei im Juni von der Entscheidung der IEA ausgegangen, im Zuge der Libyen-Krise Produktvorräte auf den Markt zu bringen, anstelle von Rohölvorräten, heisst es weiter. Zudem sei auf operativer Ebene die Verarbeitungskapazität eingeschränkt gewesen, da man sich entschieden habe, aufgrund der schlechten Marktsituation die Revisionsarbeiten in Petit Couronne und Coryton auszuweiten. Dies hat zu einer deutlich reduzierten Verarbeitungskapazität geführt. «Leider werden durch diese negativen Einflüsse die andauernden strukturellen Verbesserungen im Rahmen unseres Dreijahresplanes verschleiert», so Vettier weiter.
Schliessung der Raffinerie Reichstett Cash-Positiv
Die Nettobarsituation per Ende Juni lag bei rund 384 Mio USD und die verfügbaren Kredite im Rahmen der laufenden Kapitalfazilitäten bei rund 725 Mio USD. Der Nettoverschuldungsgrad wird mit 43% ausgewiesen, was gegenüber Ende März 2011 einer Zunahme um 4 Prozentpunkten entspricht. Die Schliessung der Raffinerie Reichstett war indes Cash-Positiv, nachdem Arbeitskapitalliquidationen von 65 Mio USD Restrukturierungskosten von 15 Mio gegenüberstanden.
Erholung der Margen erwartet
Für die zweite Jahreshälfte erwartet Petroplus eine Erholung der Margen, da aufgrund der vorgezogenen Wartungsarbeiten kein grösserer Unterhalt anfallen sollte. Aufgrund der saisonalen Wartungsarbeiten in der Industrie im zweiten Halbjahr biete sich somit die Möglichkeit, von allfälligen Erholung des Raffinationsmarktes überdurchschnittlich zu profitieren. Auf eine Schätzung der Verarbeitungskapazität im dritten Quartal wird indes verzichtet. (awp/mc/pg)