Milliardenauftrag für ABB
ABB schliesst Offshore-Windparks in der Nordsee ans deutsche Stromnetz an.
Zürich – ABB hat vom deutsch-holländischen Übertragungsnetzbetreiber TenneT einen Auftrag für die Lieferung einer Stromleitung erhalten. Diese werde die Offshore-Windparks in der Nordsee ans deutsche Stromnetz anschliessen, heisst es in einer Mitteilung. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 1 Mrd USD, was laut ABB den bisher grössten Stromübertragungsauftrag in der Geschichte darstellt.
ABB übernimmt dabei die Entwicklung, Konstruktion, Lieferung und Installation der Offshore-Plattform, der Offshore- und Onshore-Umrichterstationen und der Land- und Seekabelsysteme. Mit Hilfe der HVDC Light-Übertragungstechnik von ABB werde der Strom vom 400-MW-Windpark Gode Wind II und anderen Windparks zu einer HGÜ-Umrichterstation auf See transportiert und anschliessend über eine 135 Kilometer lange See- und Landkabelstrasse zur Onshore-HGÜ-Station in Dörpen an der deutschen Küste befördert. Dort werde der Strom von einer Umrichteranlage ins Festlandnetz eingespeist.
Windstrom für über 1,5 Mio. Haushalte
Die Leitung werde nach ihrer Fertigstellung über 1,5 Mio Haushalte mit Windstrom beliefern. Damit entspreche der Auftrag von TenneT dem grössten Stromübertragungsauftrag in der Geschichte von ABB, heisst es weiter. Das Unternehmen liefere das grösste Offshore-HGÜ-System (Hochspannungs-Gleichstromübertragung) der Welt, das eine Nennleistung von über 900 Megawatt aufweise und die elektrischen Verluste auf unter 1% pro Umrichterstation minimieren werde.
Das aktuelle Projekt ist bereits der dritte Auftrag für die Anbindung von Offshore-Windparks für ABB in Deutschland. Im letzten Jahr erhielt ABB den Auftrag für eine 800 MW-Leitung zum Windpark Dolwin 1 und zuvor den Zuschlag für Borwin 1.
«Optimal aufgestellt»
«Offshore-Windkraft entwickelt sich zur bedeutenden Quelle für die grossangelegte Erzeugung erneuerbarer Energien in Europa», lässt sich Peter Leupp, Leiter der Division Energietechniksysteme von ABB in der Mitteilung zitieren. «ABB fertigt die Hauptkomponenten von HGÜ-Systemen wie Umrichterstationen, Kabel und Halbleiter im eigenen Haus und … ist damit in diesem Sektor optimal aufgestellt».
Von globalen Trends profitieren
In einem Kommentar der Bank Wegelin heisst es, dass der grösste Auftragserfolg in der Geschichte des Technologiekonzerns die Investoren erfreuen dürfte. Allerdings bleibe abzuwarten, ob am heutigen Handelstag nicht die schwachen Börsenvorgaben und Ängste über eine erneute Konjunkturverlangsamung überwiegen werden. Längerfristig scheine der Konzern jedoch gut aufgestellt zu sein, um von globalen Trends wie Energieeffizienz, Infrastrukturaus- und –umbau und der zunehmenden Automation zu profitieren, heisst es weiter. Das spätzyklische Energiegeschäft könnte sich zudem im zweiten Halbjahr beleben.
Vertrauen der Anleger in spätzyklisches Geschäft gestärkt
Auch Panagiotis Spiliopoulos von Vontobel wertet den Auftrag positiv. Der Auftrag dürfte das Vertrauen der Anleger in das spätzyklische Geschäft weiter stärken und Ängste zerstreuen, dass sich die Erholung verlangsamen könnte, heisst es in einem Kommentar. Die Aktien des Konzern werden weiterhin mit dem Rating «Buy» zum Kauf empfohlen, bei einem Kursziel von 27,50 CHF. (awp/mc/pg)