Conti auf Rekordjagd: Nachfrage steigt weiter
Continental-Chef Elmar Degenhart .
Hannover – Beim Autozulieferer und Reifenhersteller Continental läuft das Geschäft wieder rund. Dank der weltweit hohen Autonachfrage steuert der Hannoveraner Konzern 2011 auf ein Rekordjahr zu. Fast vergessen sind die Turbulenzen, die die unfreiwillige Übernahme durch das fränkische Familienunternehmen Schaeffler mitten in der Finanz- und Wirtschaftskrise auslöste.
«Wir sind stärker gewachsen als der Markt und haben ein gutes Portfolio, das die wesentlichen Trends der Automobilindustrie abbildet», begründete Finanzvorstand Wolfgang Schäfer am Freitag seinen Optimismus. Für das Gesamtjahr hat sich die im Börsenindex der mittelgrossen Werte MDax notierte Gesellschaft höhere Ziele bei Umsatz und Rantabilität gesetzt.
Börse honoriert Ergebnis
An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Conti-Papiere legten zwischenzeitlich um deutlich mehr als drei Prozent zu. Für 2011 peilt das Unternehmen nun Erlöse von mindestens 29,5 Milliarden Euro an, nach 26 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Marge auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll trotz höherer Belastungen durch gestiegene Rohstoffpreise zweistellig ausfallen. Conti bereinigt die Zahlen um Sondereffekte, die unter anderem im Zusammenhang mit dem Kauf der früheren Siemens-Sparte VDO stehen. «Wir sehen zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Grund dafür, dass sich die gute Ergebnisentwicklung im zweiten Halbjahr 2011 gegenüber dem ersten Halbjahr abschwächen wird», sagte Conti-Chef Elmar Degenhart. Im zweiten Quartal verdiente Conti mit 315 Millionen Euro mehr als doppelt so viel als vor einem Jahr. Die Erlöse legten von 6,7 Milliarden auf 7,5 Milliarden Euro zu. Das bereinigte EBIT erreichte 750 Millionen Euro, nach 702 Millionen Euro im Vorjahr.
Hohe Rohstoffkosten
Allerdings stellt sich Conti wegen der Naturkatastrophen in Japan nun auf noch höhere Kosten für Rohstoffe ein. Allein in der Reifensparte werden die Belastungen nach Berechnungen des Unternehmens 2011 bei 850 Millionen Euro liegen. Finanzvorstand Schäfer zeigte sich aber überzeugt, im weiteren Jahresverlauf höhere Preise durchsetzen und damit die Belastungen weitergeben zu können. Aufgrund der Auftragsflut bei den Herstellern werde Conti analog zu den Automobilherstellern ebenfalls die Sommerferien kappen, sagte Schäfer. Daher könnte die übliche Delle der Sommermonate in diesem Jahr geringer ausfallen. «Das kann im dritten Quartal einigen Einfluss haben, ist aber in Summe nicht zu überschätzen», sagte der Finanzvorstand.
Schuldenabbau kommt voran
Die im Zusammenhang mit der VDO-Übernahme angehäuften Schulden konnte der Konzern bis Ende Juni weiter auf auf 7,1 Milliarden Euro senken. Ziel ist, bis zum Jahresende auf deutlich unter sieben Milliarden Euro zu kommen. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hatte die Anstrengungen jüngst mit einer höheren Bonitätsbewertung honoriert. Schäfer betonte, dass Conti als alleinstehendes Unternehmen von den Agenturen besser bewertet werde als unter Berücksichtigung der Gesellschafterstruktur mit dem Grossaktionär Schaeffler. Die Franken hatten sich bei der Conti-Übernahme verhoben und kämpfen ihrerseits mit einem hohen Schuldenberg.
Mit einem baldigen Aufstieg in den Leitindex Dax rechnet Schäfer derzeit nicht mehr. Zwar entsprechen massgebliche Kennziffern von Conti schon den Vorgaben für die erste Börsenliga. «Im September wird aber kein Platz im Dax frei, auf den wir aufrücken könnten.» (awp/mc/ps)