Swatch: Neue Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn
Swatch-CEO Nick Hayek.
Biel – Die Swatch Group hat im ersten Halbjahr 2011 erneut Rekordwerte beim Umsatz und beim Gewinn erzielt. Das Unternehmen habe in allen Segmenten und Regionen ein starkes Wachstum erfahren, das aber durch den starken Franken gebremst worden sei. Neben dem hohen Frankenkurs machten Swatch auch die teuren Rohstoffe zu schaffen.
Der Bruttoumsatz kletterte um 11% auf 3,36 Mrd CHF; in Lokalwährungen hätte das Plus 24% betragen. Damit bewirkte der starke Schweizer Franken einen negativen Effekt von 13% oder 387 Mio auf dem Umsatz. Der Betriebsgewinn kletterte um 21% auf 756 Mio und der Reingewinn um 25% auf 579 Mio CHF, wie der Uhrenkonzern am Donnerstag mitteilte. Mit den vorgelegten Zahlen hat Swatch die Schätzungen der Analysten übertroffen.
Breit abgestütztes Wachstum
Die Gesellschaft habe «in allen namhaften Regionen» und in allen Preissegmenten ein sehr positives Wachstum verzeichnet, teilte Swatch mit. Der starke Franken habe aber zu tieferen Margen bei den ausländischen Vertriebsgesellschaften geführt und die hohe Volatilität der Währungen erschwere wechselkursbedingte Preisanpassungen. Im Uhren- und Schmucksegment stieg der Bruttoumsatz um 13% auf 2,91 Mio CHF. In Lokalwährungen betrug das Plus 27%. Umsatzrückgänge aufgrund von Ereignissen wie in Japan oder aufgrund der Wirtschaftskrise in Griechenland und weiteren Ländern seien durch andere Regionen mehr als aufgefangen worden. Der Betriebsgewinn des Segments legte zum Vorjahr um 11% auf 621 Mio zu, die Marge verengte sich allerdings leicht auf 22,6%, nach 23,0% im Vorjahr. Dieser Anstieg beruht nach Angaben von Swatch auf dem Produktmix und Volumensteigerungen.
Produktion: Rekordumsatz trotz Kapazitätsengpässen
In der Produktion kletterte der Bruttoumsatz um 28% auf 964 Mio CHF. Dieser Rekordumsatz sei trotz Kapazitätsengpässen erreicht worden – der Lieferrückstand sei nach wie vor «massiv». Die eingeleiteten Massnahmen zur Erhöhung der Kapazitäten würden langfristig weiteres Wachstum in diesem Segment erlauben. Der Betriebsgewinn in der Produktion wurde mit 153 Mio CHF fest verdoppelt und die operative Marge sprang auf 16,3 (VJ 10,6)%. Aufgrund der vollen Auftragsbücher in diesem Segment werde ein «starkes» zweites Halbjahr 2011 erwartet. Der Bruttoumsatz mit elektronischen Systemen verminderte sich um 3,1% auf 186 Mio CHF. Dabei wurde ein 35% tieferer Betriebsgewinn von 35 Mio und eine Marge von 8,1 (11,2)% erzielt
«Weiterhin vielversprechende Aussichten»
Die Aussichten des Konzerns in der zweiten Jahreshälfte sind nach Auffassung von Swatch «weiterhin vielversprechend», heisst es zum Ausblick. Der Monat Juli habe den bisherigen Trend der Umsätze und Ergebnisse des ersten Halbjahres bestätigt. Swatch werde im zweiten Halbjahr seine weltweite Marktpräsenz fortlaufend verstärken und weiterhin in Produktionskapazitäten und die Ausbildung von Mitarbeitern investieren. Das anhaltend starke Wachstum und die positiven Aussichten in Lokalwährungen würden aber «durch die ungehemmte Spekulation auf den Schweizer Franken» gebremst. Dadurch würden die Umsatzentwicklung sowie der Betriebs- und Konzerngewinn weiterhin negativ beeinflusst. Die langfristige Politik der Swatch Group bleibe es, Marktanteile zu gewinnen.
Zehn Uhrenhersteller rekurrieren gegen Massnahmen der Weko
Die Konkurrenten der Swatch Gruppe wollen auch in Zukunft vom weltgrössten Uhrenkonzern beliefert werden. Sie rekurrierten gegen den Entscheid der Wettbewerbskommission (Weko), dass Swatch Drittkunden ab dem nächsten Jahr nicht mehr in vollem Umfang mit Uhrwerken beliefern muss. Hintergrund ist eine Untersuchung, welche Swatch im Juni bei der Weko initiiert hatte. Der Konzern will nicht mehr gezwungen sein, mechanische Uhrwerke und gewisse andere Einzelteile an andere Hersteller zu liefern. Die Untersuchung soll abklären, ob diese Praxis gegen das Kartellgesetz verstösst und ob für die von Swatch belieferten Firmen alternative Bezugsquellen bestehen.
Vorsorgliche Massnahmen der Weko
Gleichzeitig hatte die Weko für die Dauer der Untersuchung vorsorgliche Massnahmen beschlossen: Swatch soll Drittkunden vorerst in vollem Umfang weiter beliefern. Im kommenden Jahr soll der Konzern die Lieferung mechanischer Uhrwerke dann auf 85% und von sogenannten Assortiments auf 95% der Menge des Jahres 2010 reduzieren können. Gegen diesen Entscheid haben zehn Uhrenhersteller beim Bundesverwaltungsgericht Rekurs eingelegt, weitere könnten folgen. Eine Untersuchung wurde eröffnet. Ein Gerichtsentscheid kann bis im Herbst erwartet werden, wie Andrea Arcidiacono, Kommunikationsverantwortlicher des Gerichts, der Nachrichtenagentur sda sagte. Er bestätigte damit eine Information der Zeitung «Le Temps». (awp/mc/ps)