Stimmung bei Schweizer Finanzchefs kühlt ab
Zürich – Die Finanzchefs von Schweizer Unternehmen blicken mit zunehmender Vorsicht in die Zukunft. Zwar gibt sich eine Mehrheit weiterhin optimistisch für die Wirtschaftsaussichten der Schweiz, doch die Stimmung hat sich merklich abgekühlt. Insbesondere bei den finanziellen Aussichten für das eigene Unternehmen verdunkelt sich der Himmel, so das Ergebnis der am Montag veröffentlichten Umfrage bei Finanzchefs des Beratungsunternehmens Deloitte (CFO-Umfrage).
Rund zwei Drittel der 73 befragten Finanzchefs beurteilen die Schweizer Konjunkturaussichten für die kommenden 12 Monate positiv. Der Wert hat sich gemäss Umfrage jedoch deutlich verschlechtert, waren es im ersten Quartal doch noch über 80% gewesen, welche die Konjunktur positiv einschätzten. Noch deutlicher ersichtlich ist laut Deloitte der Stimmungsabschwung bei der «Insider-Sichtweise», den Prognosen für das eigene Unternehmen. So geben 27% der befragten CFOs an, dass sich die finanziellen Erfolgsaussichten ihres Unternehmens im Vergleich zum Vorquartal klar verschlechtert hätten. Im Vergleich: Im ersten Quartal waren es erst 8%, die sich dazu pessimistischer äusserten.
Befürchteter Margenabfall bereitet Sorgen
«Das Sorgenkind im eigenen Unternehmen ist der befürchtete Margenabfall», so Michael Grampp, Leiter Research bei Deloitte Schweiz. Während zwar beinahe zwei Drittel der Unternehmen in den kommenden Monaten mit steigenden Umsätzen rechnen, erwarten eine Mehrheit von 57% einen Rückgang bei den operativen Margen. Entsprechend seien daher insbesondere Einsparungen bei den diskretionären Ausgaben geplant, heisst es weiter. Die Hauptursachen der sinkenden Margen ortete die Umfrage bei makroökonomischen Themen. Einerseits beurteilen die Finanzchefs die steigenden Lohn- und Inputkosten im Inland verstärkt als Risikofaktoren. So identifizierten im zweiten Quartal rund die Hälfte der CFOs die inländischen Saläre als möglicher Risikotreiber für das eigene Unternehmen – im Vorquartal waren es rund 20%.
Frankenstärke und Euro-Schuldenkrise belasten
«Andererseits machen die externen Risiken den Unternehmen zu schaffen – allen voran die Frankenstärke und die Euro-Schuldenkrise», so Grampp. Für 88% der Finanzchefs stellt denn auch laut Umfrage die europäische Schuldenkrise ein relativ grosses Risiko dar. Weiter werde aber auch die Gefahr einer schwächeren Auslandnachfrage als klares Risiko für das eigene Unternehmen gesehen, kommentierte der Research Leiter vor den Medien in Zürich weiter. «Die Frankenstärke bringt aber nicht nur Nachteile, sondern ist auch mit einigen Chancen – insbesondere im Bereich der M&A-Aktivitäten – verbunden», so Rolf Schönauer, Leiter Finanzdienstleistungen bei Deloitte. Nichtsdestotrotz sehe er insbesondere bei grossen Institutionen eine klare Tendenz, Tätigkeiten und Personal ins Ausland zu verlagern, um sich künftig gegen die Wechselkursschwankungen abzusichern. (awp/mc/ps)