CH-Schluss: Fester – Hoffen und Bangen um Schuldenkrise
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich im Plus geschlossen, der Handel war aber von starker Nervosität geprägt. Die Börse schwanke zwischen Hoffnung und Bangen hinsichtlich einer Lösung der Schuldenkrisen auf beiden Seiten des Atlantiks, so ein Händler. Nach einem anfänglich freundlichen Start fiel der Leitindex bis am Mittag ins Minus, startete dann aber von Finanzaktien angeführt durch. Am EU-Krisengipfel berieten Spitzenpolitiker und Währungshüter über ein weiteres Hilfspaket für Athen. Der Markt erwartete einen Befreiungsschlag, der nicht nur Griechenland, sondern auch die anderen EU-Sorgenkinder mit einbezieht.
Bis zum Handelsschluss waren noch keine Lösungen präsentiert worden. Auftrieb erhielten die Börsen von positiven Konjunkturzahlen und insbesondere von den überraschend positiven Zahlen von Morgan Stanley.
Zum Schluss legte der SMI um 1,27% auf 6`042,06 Punkte zu. Der 30 Titel umfassende, um die Gewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,59% auf 934,41 Zähler und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 1,25% auf 5`534,54 Punkte.
Auf Achterbahnfahrt gingen am Berichtstag die Finanzwerte. Für viel Nervosität am Markt sorgte der EU-Schuldengipfel. Gerüchteweise kursierten bereits einige Lösungsansätze. So wurde am Markt von einer Reduktion der Zinsen für die Kredite von Griechenland auf 3,5% berichtet. Marktbeobachter wiesen aber darauf hin, dass noch keine offizielle Erklärung vorgelegt wurde.
Profitiert haben die Bankentitel von den überraschend positiven Zahlen von Morgan Stanley. Die Investmentbank steigerte die Erträge deutlich und erzielte im Anleihengeschäft gar ein Allzeit-Rekord. Kaum ein Analyst hatte damit gerechnet insbesondere nachdem die Bank in den vergangenen Quartalen ein ums andere Male die Erwartungen enttäuscht hatte. Credit Suisse schlossen 6,1% höher, Julius Bär 3,9% und UBS 3,7%. Auch die Versicherer Balôise (+3,3%), Swiss Life (+3,2%) oder ZFS (+2,7%) gehörten zu den grössten Gewinnern.
Darüber gingen Unternehmenszahlen beinahe unter. Dabei hatte mit Roche (+1,3%) einer der ganz grossen inländischen Blue Chips Zahlen vorgelegt. Der Pharmakonzern wurde dabei den Vorschlusslorbeeren aus der Sonntagspresse gerecht: Die Kostenmassnahmen griffen schneller als erwartet und merzten die Frankenstärke aus. In Erwartung guter Zahlen hätten die Genussscheine aber bereits in den vergangenen Handelstagen deutlich zugelegt, erklärten Händler die geringe Reaktion auf die Zahlen.
ABB (-1,6%) gingen als Schlusslicht aus dem Handel, obwohl der Technologiekonzern mit dem vorgelegten Halbjahresresultat die Erwartungen der Analysten auf allen Ebenen übertroffen hatte. Kritisiert wurde jedoch die leicht tiefere operative Marge. Dies habe nach starken Aufschlägen in den vergangenen zwei Tagen Gewinnmitnahmen begünstigt, hiess es am Markt.
Als Dritte im Bunde veröffentlichte Actelion (+3,1%) Quartalszahlen. Insbesondere das operative Ergebnis konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen.
Im SMI-/SLI-Tableau legten ferner Sonova um 2,5% zu. Die Titel setzten damit ihren jüngsten Aufwärtstrend fort, der am Montag mit der erfolgreichen Besetzung der vakanten Konzernspitze ihren Anfang genommen hatte. Syngenta schlossen am Tag vor der Ergebnispublikation mit 2,0% im Plus.
Im Mittelfeld notierten die Valoren von Swatch (+1,4%) und Richemont (+1,0%). Die Schweizer Uhrenexporte sind im Juni mit rund 16% nicht mehr so schnell gewachsen wie in den Vormonaten. Eine Normalisierung der Uhrenexporte sei aber zu erwarten gewesen, so ein Analyst.
Aus der zweiten Reihe legten Sulzer (-1,7%) Zahlen vor. Analysten sprachen von «soliden, aber nicht überwältigend Zahlen».
Positiv setzten sich hingegen Implenia (+1,3%) in Szene. Der Bauunternehmer konnte einen Grossauftrag vermelden. Implenia wird im Auftrag der SBB ein weiteres Baufeld in Zürichs neuem Stadtteil «Europaallee» realisieren. Die Projektsumme belaufe sich auf 83 Mio CHF. (awp/mc/ps)