Actelion schreibt Verlust im Halbjahr
Actelion-CEO Jean-Paul Clozel.
Allschwil – Das Pharmaunternehmen Actelion weist für das erste Halbjahr 2011 wegen hoher Rückstellungen für einen Rechtsstreit einen Reinverlust von 262,3 Mio CHF aus, dies nach einem Gewinn von 254,2 Mio CHF im Vorjahr. Auch die Frankenstärke machte dem Unternehmen deutlich zu schaffen. Ihre Prognose für das Gesamtjahr belassen die Actelion-Verantwortlichen aber unverändert.
Der Umsatz ging im Halbjahr um 5% auf 969,9 Mio CHF zurück, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. In Lokalwährungen hätte dagegen eine Zunahme um 8% resultiert. «Alleine im zweiten Quartal hat uns die Währungssituation bei den Umsätzen fast 20% gekostet», sagte Finanzchef Andrew Oakley gegenüber der AWP.
Tracleer mit Verkaufsrückgang von 5,5%
Der Hauptumsatzträger, das Medikament Tracleer zur Behandlung von Lungenhochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie PAH), musste einen Verkaufsrückgang von 5,5% auf 789,2 Mio CHF hinnehmen. In Lokalwährung stieg der Umsatz dagegen um 8%. Bei den übrigen Medikamenten beliefen sich die Umsätze von Ventavis auf 59,7 (61,9) Mio CHF, diejenigen von Zavesca auf 34,7 (35,8) Mio CHF und der Umsatz des im April 2010 in den USA eingeführten Veletri auf 6,1 Mio CHF. Der betriebliche Aufwand erhöhte sich im Halbjahr auf 1,19 Mrd CHF nach 698 Mio CHF in der Vorjahresperiode, was zum grössten Teil auf die Rückstellung von 485,2 Mio CHF im Zusammenhang mit dem Rechtsstreit zurückzuführen war. Der liquiditätswirksame Aufwand stieg um 1% in CHF und um 7% in lokalen Währungen.
Umsatz- und Reinverlust-Erwartungen verfehlt
Der nach US-GAAP berechnete Betriebsgewinn fiel mit -223,1 Mio CHF klar negativ aus, nachdem das Unternehmen vor Jahresfrist noch einen Betriebsgewinn von 326,6 Mio CHF erwirtschaftet hatte. Der Non-GAAP-EBIT – dieser schliesst Aktienoptionen, Amortisationen, Abschreibungen wie auch einmalige Zahlungen aus – sank um 14,5% auf 346,5 Mio CHF. In lokalen Währungen resultierte dagegen ein Anstieg um 8%. Mit den Resultaten hat Actelion die Erwartungen der Analysten beim Umsatz und beim Reinverlust verfehlt. Der Quartalsumsatz von 441,7 Mio CHF war von diesen im Durchschnitt (AWP-Konsens) bei 454,4 Mio CHF erwartet worden. Der Reinverlust im Quartal von -408,6 Mio CHF war bei -366,6 Mio CHF gesehen worden. Beim Non-GAAP-EBIT lag Actelion mit 140,4 Mio CHF dagegen etwas über dem Konsens von 134,0 Mio CHF.
Rückstellung von 577 Mio USD für Asahi-Streifall
Weiterhin steht das endgültige Urteil des US-Gerichts im Streitfall mit der japanischen Asahi Kasei aus. Sollte das Gericht die Schadenssumme von 577 Mio USD noch verringern, so soll die Rückstellung im dritten Quartal angepasst werden. Wann das Urteil erfolgen wir, sei schwierig vorauszusagen, so Oakley: «Das kann in den nächsten Tagen oder in den nächsten Wochen kommen.» Für eine Rekursverhandlung nach dem endgültigen Urteil sieht Actelion gute Chancen. Bleibt das Gericht bei der festgesetzten Schadenssumme, so dürfte auf Basis der heutigen Wechselkurse auch für das Gesamtjahr ein Betriebsverlust resultieren, wie Actelion bestätigte. Auf jeden Fall will das Unternehmen aber für 2011 eine Dividende ausschütten, wie CFO Oakley sagte. Auch die laufenden Aktienrückkäufe werden weitergeführt.
Prognosen für Gesamtjahr bekräftigt
Das Unternehmen bestätigte auch seine weiteren Prognosen für 2011. Weiterhin rechnen die Verantwortlichen mit einem Anstieg des Produktumsatzes in lokalen Währungen im mittleren einstelligen Bereich, einem gegenüber 2010 gleich bleibenden Betriebsaufwand (Cash-OPEX) und einem Anstieg des Non-GAAP-EBIT in lokalen Währungen im niedrigen zweistelligen Bereich.
Bezüglich der Medikamentenpipeline stehen in den kommenden Monate zahlreiche Resultate an. So werden die Phase III-Resultate für den designierten Tracleer-Nachfolger Macitentan bei PAH weiter in der ersten Jahreshälfte 2012 erwartet. Ergebnisse einer Phase II-Studie für Macitentan bei idiopathischer pulmonaler Fibrose (IPF) sollen in der zweiten Jahreshälfte 2011 vorliegen. Daneben werden bis Ende 2011 auch die Ergebnisse einer zulassungsrelevanten Phase III-Studie für Olesoxime bei amyotropher Lateralsklerose (Lou-Gehrig-Krankheit) erwartet. Davon hängt ab, ob Actelion die Option zur Übernahme des Unternehmens Trophos SA wahrnimmt. (awp/mc/upd/ps)