Keine GA-Preiserhöhung für Junge und Senioren
Preisüberwacher Stefan Meierhans.
Bern – Das Bahnfahren wird ab Dezember 2011 vor allem in der 1. Klasse definitiv teurer. Der Preisüberwacher hat die geplanten Preiserhöhungen grösstenteils abgesegnet. Keine Erhöhung akzeptiert er einzig bei den Generalabonnementen der 2. Klasse für Junge und Senioren. Bei den GA-Kategorien «Junior/Studierende», «Senioren» sowie «Lernende» bleibt deshalb entgegen dem Wunsch des Verbands für öffentlicher Verkehr (VöV) alles beim Alten.
Sie alle hätten um 50 CHF teurer werden sollen. Die übrigen 2.-Klasse-GA und die GA für die 1. Klasse schlagen dagegen ab dem 11. Dezember 2011 auf, wie der VöV und der Preisüberwacher am Mittwoch mitteilten. Die 1.-Klasse-GA werden damit in den meisten Kategorien zwischen 50 und 200 CHF teurer. Das reguläre 1.-Klasse-GA für Erwachsene wird neu 5350 CHF kosten, was einer Erhöhung um 3,9% entspricht.
Einzeltickets der 1. Klasse um rund 3 % teurer
In der 1. Klasse werden die Tickets zudem um rund 3% teurer, und die Tageskarten schlagen durchschnittlich um 3,7% auf. Die Erträge deckten die Kosten nicht genügend in diesen Kategorien, begründeten der VöV und die SBB die Erhöhung.
Die Auslastung in der 1. Klasse sei insgesamt schlechter als in der 2. Klasse, sagte Preisüberwacher Stefan Meierhans dazu auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Da dies für die Bahnbetriebe eine schlechtere Kostendeckung bedeute, halte die Preisüberwachung die Erhöhung nach einer Überprüfung für gerechtfertigt.
Preise für Billete und Tageskarten der 2. Klasse unverändert
Von Anfang an nicht angetastet wurden die Billette und Tageskarten für die 2. Klasse: Dort bleiben die Preise gleich. Eine Ausnahme bildet die happige Preiserhöhung von 30% beim Gleis 7 (neu 120 CHF), das für Junge bis 25 Jahren die freie Fahrt zwischen 19 Uhr und 5 Uhr ermöglicht. Diese Erhöhung wird Tatsache.
Durchschnittliche Preiserhöhung von 1,2 %
Nach der Einigung zwischen VöV und Preisüberwacher kommt die Preiserhöhung im Dezember 2011 auf durchschnittlich 1,2% statt wie im Mai angekündigt auf 1,5%. Die Bahnkunden bezahlen wegen der Intervention des Preisüberwachers 7,5 Mio CHF weniger. Bei den Verkehrsbetrieben fehlt dieser Betrag bei den Erträgen.
VöV: «Grosse Herausforderung»
Das sei eine grosse Herausforderung, hält der VöV fest. Wegen steigender Betriebskosten und Investitionen in Züge und Infrastruktur dürften in den nächsten Jahren die Billettpreise weiter steigen. Alle müssten dazu beitragen, dass die Leistungsfähigkeit des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz garantiert bleibe – auch die Kunden.
Preiserhöhungen um 27 % bis 2018?
Der VöV skizzierte dazu vor einer Woche ein Szenario, das 27% höhere Billettpreise bis 2018 vorsieht. Der Verband berechnete, wie viel mehr die Kunden bezahlen müssten, wenn die Bundesratsvorlage zur Finanzierung der Bahninfrastruktur umgesetzt würde. Der Bund beziffert die Erhöhung aufgrund der Vorlage auf 10%. Preisüberwacher Meierhans will sich nicht zu diesen Szenarien äussern. Für die zukünftige Entwicklung seien noch viele Fragen offen, die zum Teil politisch gelöst werden müssten, sagte er. «Sicher ist, dass es kein Generalabo für Preiserhöhungen gibt.» Der Preisüberwacher werde sich zu einzelnen Preisanpassungen äussern.
VCS hält Preiserhöhung für vertretbar
Die Preiserhöhung von 1,2% sei vertretbar, hielt der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) fest. Schmerzhaft sei aber vor allem die Preissteigerung beim «überaus beliebten» GA der 2. Klasse: Innerhalb von zwei Jahren sei das Abo um 250 CHF oder 8% teurer geworden. Das sei umweltpolitisch problematisch. (awp/mc/pg)