EU-Verlauf: Schwach – Schuldenkrisen, Stresstest und Philips
Paris – Die ungelösten Schuldenprobleme in der Eurozone und den USA haben die europäischen Börsen am Montag unter Druck gehalten. Der EuroStoxx 50 stand am Mittag 1,21 Prozent tiefer bei 2.634,00 Punkten. Damit weitete der europäische Leitindex sein Minus von 4,11 Prozent in der Vorwoche noch aus. Der CAC 40 in Paris verlor 1,19 Prozent auf 3.682,09 Punkte und der Londoner FTSE 100 büsste 0,88 Prozent ein auf 5.892,92 Punkte.
Die Ergebnisse des Bankenstresstests in Europa – der zu unkonkret geblieben sei und keine wesentlich neuen Erkenntnisse hervorgebracht habe – könnten die Märkte nicht beruhigen, kommentierte Aktienhändlerin Anita Paluch von ETX Capital. Auch die fehlende Einigung auf eine Schuldenobergrenze in den USA drücke auf die Stimmung.
Die am Freitag nach Börsenschluss veröffentlichten Ergebnisse des Bankenstresstests belasteten die Finanzwerte. Händlern zufolge konnten die Sorgen um eine Ausweitung der Staatsverschuldungskrise nicht ausgeräumt werden und auch Analysten zogen mehrheitlich keine positiven Impulse aus den Daten. Der Versicherer-Branchenindex Stoxx Europe 600 Insurance sackte um 1,60 Prozent ab, der Stoxx Europe 600 Banks fiel als schwächster Sektor um 1,69 Prozent. Mitten in der EU-Schuldenkrise haben mehr als ein Viertel der getesteten europäischen Banken schlecht abgeschnitten. Acht Institute rasselten bei dem umstrittenen Krisentest durch – fünf aus Spanien, zwei aus Griechenland und eins aus Österreich. 16 weitere Banken erfüllten die Anforderungen beim Härtetest nur knapp. Insgesamt wurden 90 Institute getestet. Schwächster Euro Stoxx-Wert waren Societe Generale mit minus 5,45 Prozent auf 32,810 Euro. Der einzige Indextitel im Plus war der Versorger Iberdrola, dessen Aktien 0,13 Prozent auf 5,490 Euro zulegten.
Auf Unternehmensseite stehen Philips-Aktien nach der Zahlenvorlage des niederländischen Elektronikkonzerns für das zweite Quartal im Fokus. Das Unternehmen ist im zweiten Quartal wegen Abschreibungen tief in die roten Zahlen gerutscht. Gleichzeitig kündigten die Niederländer aber ein 500 Millionen Euro schweres Spar- und ein zwei Milliarden Euro grosses Aktienrückkauf-Programm an. Händler werteten die Aussagen in einer ersten Reaktion eher positiv und lobten insbesondere das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Auch Analysten reagierten eher positiv. Die Aktie konnte ihre anfänglichen Gewinne von bis zu knapp drei Prozent aber nicht halten und verlor zuletzt 0,92 Prozent auf 17,205 Euro.
In London standen ebenfalls die Finanzwerte unter Druck: Im «Footsie» hielten Royal Bank of Scotland (RBS) mit minus 3,22 Prozent auf 33,97 Pence die rote Laterne, Barclays verloren 3,07 Prozent auf 216,45 Pence. Thomas Cook verteuerten sich dagegen nach dem Kurseinbruch in der Vorwoche um 0,43 Prozent auf 70,75 Pence. Händler verwiesen auf einen Artikel der «Sunday Times», demzufolge der Reisekonzern nach der jüngsten Gewinnwarnung Vermögenswerte im Volumen von 200 Millionen Pfund verkaufen wolle.
In Zürich rutschten Kühne+Nagel um 3,39 Prozent auf 114,00 Schweizer Franken ab. Der Logistikkonzern hat im zweiten Quartal 2011 eine deutliche Abschwächung der Marktdynamik festgestellt und nahm die Wachstumsprognosen für das eigene Unternehmen zurück. Commerzbank-Analyst Frank Skodzik sprach von etwas schwächer als erwarteten Quartalsergebnissen. Der Fokus liege aber auf dem Ausblick, der wegen schwacher Volumentrends signifikante Unsicherheiten bezüglich der Weltwirtschaft im dritten Quartal hervorbringe. (awp/mc/ps)