VP Bank: Konjunktur schwächt sich im H2 ab
Jörg Zeuner, Chefökonom VP Bank.
Zürich – Der starke Franken bremst die Schweizer Wirtschaft – das ist nicht neu. Durch die mögliche Ausweitung der Eurokrise und damit aktuell neue Rekordtiefs des Euro gewinnt das Thema allerdings wieder an Schärfe. Chefökonom Jörg Zeuner von der VP Bank sieht mittlerweile das kritische Wechselkursniveau unterschritten. Viel Wachstum sei daher im laufenden Jahr nicht mehr zu erwarten.
Mit der anhaltenden Aufwertung werde die Währung mittlerweile zu einem echten Test für die Margen der Unternehmen, sagte Zeuner am Dienstag in Zürich. Entwarnung könne nicht gegeben werden. «Der Franken kann gerade mit der aktuellen hohen Unsicherheit der Eurokrise auch noch weiter aufwerten.» Derzeit einen Boden auszumachen, sei fast unmöglich. Den fairen Wert veranschlagt der Ökonom bei etwa 1,30 CHF – der aktuelle Kurs um 1,16 CHF ist davon weit entfernt. Je länger zudem eine Lösung in der Eurokrise und damit die Aufwertung des Franken dauere, desto länger brauche auch eine Rückentwicklung auf alte Niveaus. «Über Nacht wird der Franken nicht 15% abwerten», so Zeuner.
Hohe Exportquote wird zum Bremsklotz
Mit diesen Wechselkursen wird die hohe Exportquote für die Schweiz zum Bremsklotz. Für 2011 erwartet Zeuner zwar ein ordentliches BIP-Wachstum von 2,0%. Allerdings lägen zwei Drittel bereits hinter uns. «In der zweiten Jahreshälfte wird die Zahlungsbilanz nicht mehr den gleichen hohen Beitrag leisten wie bisher.» Der Aufschwung bleibe zwar intakt, aber die Indikatoren deuten laut Zeuner eine Verlangsamung an. Die Eurokrise befeuert den Frankenanstieg und wird die Finanzmärkte noch einige Zeit beschäftigen. «Mittlerweile liegen zwar die richtigen Themen auf dem Tisch, es läuft aber noch nicht gut und es gibt viele unbeantwortete Fragen», so Zeuner. Bis die Schulden in Griechenland sinken, werde es noch eine ganze Weile dauern. Insgesamt sei man von einer gesamteuropäischen Lösung ohne Ansteckungsrisiken weit entfernt. (awp/mc/ps)