EU-Verlauf: Grösserer Kursrutsch als nach Fukushima
Paris – Mit der drohenden Ausweitung der Schuldenkrise ist am Dienstag auch die Talfahrt an den europäischen Börsen weitergegangen. Um die Mittagszeit verlor der EuroStoxx 50 1,83 Prozent auf 2.659,56 Punkte, zeigte sich damit aber deutlich erholt von seinem Tagestief: Bei 2.608,04 Punkten hatte der Leitindex der Eurozone zwischenzeitlich den niedrigsten Stand seit Ende August 2010 markiert. Im Vergleich zum Handelsschluss am Donnerstag, noch bevor schwache US-Arbeitsmarktdaten für einen ersten Stimmungsdämpfer gesorgt hatten, hat das Börsenbarometer in der Spitze bis zu 8,31 Prozent verloren.
Damit fällt der aktuelle Kurssturz heftiger aus als die Marktverwerfungen nach der japanischen Erdbeben-, Flut- und Nuklearkatastrophe Mitte März. In Paris verlor der CAC 40 am Dienstagmittag 2,36 Prozent auf 3.717,70 Punkte. Der Londoner FTSE 100 fiel um 1,57 Prozent auf 5.836,01 Punkte zurück.
Von den Vorgaben aus Übersee kamen ebenfalls negative Impulse. Auch der Beginn der US-Berichtssaison am Vorabend setzte keinen Kontrapunkt: Der Aluminiumkonzern Alcoa blieb trotz einer Gewinnverdoppelung im zweiten Quartal hinter den Markterwartungen zurück. Die drohende Ausweitung der Schuldenkrise von den eher kleinen EU-Mitgliedern Griechenland, Irland und Portugal auf Italien und Spanien als dritt- und viertgrösste Euro-Wirtschaft setzte auch dem Euro zu.
Wie schon am Montag gehörten Versicherungs- und Bankenwerte anfangs zu den grössten Verlierern, konnte sich bis zum Mittag aber etwas Luft verschaffen. Kein einziger europäischer Index schaffte es indes ins Plus. Im EuroStoxx 50 sackten die Aktien des Finanzkonzerns ING um 3,92 Prozent auf 7,48 Euro ab. Auch die britischen und Schweizer Finanzwerte mussten Abschläge hinnehmen. Dagegen schafften die zuletzt gebeutelten Aktien der italienischen Institute Unicredit und Intesa SanPaolo die Wende: Sie stiegen zuletzt um 1,13 beziehungsweise 1,57 Prozent und damit an die EuroStoxx-Spitze. Hier stützte auch ein positiver Kommentar der australischen Investmentbank Macquarie.
Abseits des Finanzsektors brachen Thomas Cook um satte 27,26 Prozent auf 89,25 Pence ein, nachdem der Reiseveranstalter wegen der Unruhen in Nordafrika nun weniger Gewinn erwartet als bisher. Die Titel des Konkurrenten Tui Travel verloren 6,46 Prozent auf 206,90 Pence. Beim britischen Pharmakonzern Shire Pharmaceuticals begrenzten indes Gerüchte über ein Interesse des Chemie- und Pharmaunternehmens Bayer die Abschläge: Die Titel gaben 0,80 Prozent auf 1.986,00 Pence ab. Ein Bayer-Sprecher wollte die Spekulationen nicht kommentieren. (awp/mc/ps)