Swissmetal bereitet Massenentlassung vor

Swissmetal bereitet Massenentlassung vor

Swissmetal-VRP Martin Hellweg.

Dornach Bei der Kupferprodukte-Herstellerin Swissmetal hat der Showdown begonnen: Die neue Leitung bereitet eine Massenentlassung von 290 Angestellten in Dornach vor. VR-Präsident Martin Hellweg setzt für eine Teilrettung Sozialpartner, Banken und Lieferanten unter Druck.

Für eine Teilrettung müssten innert weniger Tage alle mitziehen, sagte Hellweg an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz am Donnerstagnachmittag in Dornach. Für eine Rettung des ganzen Unternehmens mit 626 Volljobs bräuchte es einen neuen Investor. Dafür sei die Firmenleitung «nicht grosser Hoffnung». «Plan B» sei nun, einen Teil der Firma zu retten, indem man andere Teile verwertet. Bestimmte Produkte seien weltweit gefragt; mit diesen könne man eine «kleine aber feine» Firma neu aufbauen, sagte der Verwaltungsratspräsident weiter, ohne Zahlen zu nennen. Diese Produkte trügen leider nicht sehr viel bei zum Gesamtumsatz von 271 Mio CHF.

Bank blockiert Rohmateriallager in Dornach
Derzeit liefen intensive Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern, mit den Banken, aber auch mit Lieferanten und Kunden. Alle Optionen würden geprüft. Damit jedoch schon nur eine Teilrettung gelingen kann, müssten alle kooperieren: «Wenn nicht alle mitspielen, hat diese Firma keine Zukunft». Komme es doch zur Massenentlassung von 290 Angestellten, welche nun mit den Sozialpartnern im Rahmen eines Konsultationsverfahrens besprochen wird, blieben am Hauptsitz in Dornach laut Hellweg noch etwa 40 Jobs übrig. Dort haben kreditgebende Banken ihr Pfandrecht auf das Rohmateriallager wahrgenommen und dieses blockiert.

Produktionsstopp
Daher stehen in Dornach seit 4. Juli die Maschinen still. In Reconvilier im Berner Jura dürfe man noch weiterarbeiten mit Halbfabrikaten aus Dornach und dem deutschen Lüdenscheid. Notfalls sei Material für Reconvilier extern einzukaufen. Ob die Materialblockade im Konkursfall einer Gläubigerbevorzugung gleichkomme, wisse er nicht, sagte Hellweg. Für das Deblockieren des Dornacher Materiallagers verlangten die Banken raschmöglichst ein erfolgsversprechendes Konzept. Dabei gehe es nicht um Wochen, sondern Tage. Immerhin sei schon positiv, dass heute noch verhandelt wird.

Standorte in Deutschland und USA nicht gefährdet
Der deutsche Standort Lüdenscheid sei momentan nicht gefährdet, da dieser anders finanziert sei als Dornach und Reconvilier. Je nach Entwicklung könnte aber auch dieser noch in den Strudel geraten. Der Standort Warren in den USA sei derzeit nicht tangiert. Konkrete Zahlen zur aktuellen Verschuldung oder dem Auftragsvorrat gab Hellweg nicht preis. Sein Mandat lasse er nicht vergolden; es werde nur etwa mit einem Viertel eines üblichen Cheflohns entschädigt. Er – der früher mehrere Jahre CEO gewesen war – sei aus persönlicher Verbundenheit jetzt in der Krise zurückgekehrt.

Belastungsfaktoren
Die vorherige Firmenleitung mochte er nicht kritisieren: Die Krise der Kupferbranche habe kaum jemand in dieser Schärfe vorausgesehen. Als eigenen Fehler von früher gestand Hellweg indes zu, seine Führungscrew habe aus Begeisterung für die tollen Produkte damals die Marktlage mit Überkapazitäten zu optimistisch eingeschätzt. Die alte Vorwärts-Strategie habe eine zentrale Warmverformung in Dornach vorgesehen, deren Halbfabrikate dezentral kaltverformt werden. Doch zwei Krisen, Streiks und Probleme mit einer neuen teuren Grossmaschine hätten Swissmetall an den Abgrund geführt. Der teure Franken mache die Sache zudem nicht einfacher. (awp/mc/ss/upd/ps)

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