Fielmann wächst weiter
Günther Fielmann, CEO Fielmann.
Hamburg – Die Optikerkette Fielmann ist im ersten Halbjahr weiter gewachsen. Von Januar bis Juni stieg der Konzernumsatz nach erster Einschätzung von 487,4 Millionen Euro im Vorjahr auf 522 Millionen Euro, wie Fielmann am Donnerstag bei der Vorlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Der Gewinn vor Steuern legte um neun Prozent auf 86 Millionen Euro zu. Nach Steuern stieg er prozentual in der gleichen Höhe auf 61 Millionen Euro.
Das Hamburger Unternehmen verkaufte im ersten Halbjahr 3,3 Millionen Brillen und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die gesamte Branche erzielte laut dem Zentralverband der Augenoptiker im gleichen Zeitraum einen Rücklauf von einem Prozent. Fielmann kündigte an, seine Marktposition weiter auszubauen. Umsatz und Gewinn sollen im Gesamtjahr steigen. Den vollständigen Halbjahresbericht wird Fielmann am 25. August vorlegen.
Gleitsichtbrillen und Kontaklinsen mit Potenzial
Die im MDax notierte Aktie verlor am Vormittag dennoch 1,78 Prozent auf 76,50 Euro und rutschte an das Index-Ende. Analysten bemängelten, dass der Gewinn hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sei. Nach einem starken ersten Quartal habe der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal nahezu stagniert, schrieb die Commerzbank in einer ersten Einschätzung und vermutet als Grund dafür höhere Marketingaufwendungen.
656 Geschäfte in Europa
Fielmann ist hierzulande Marktführer in der Augenoptik und betrieb Ende Juni 656 Geschäfte in Europa. In Deutschland verkauft das Unternehmen fast jede zweite Brille. Seinen Erfolg führt Vorstandschef Günther Fielmann unter anderem auf seine Niedrigpreispolitik zurück. «Wir verkaufen unsere Brillen im Durchschnitt 50 Prozent günstiger als die Branche», sagte er laut Redetext auf der Hauptversammlung des Unternehmens am Donnerstag in Hamburg. Fielmann produziere selber und von den Lieferanten anderer Marken nehme man Brillen in grossen Mengen ab. Als besonders lukrativ erweist sich für das Unternehmen derzeit das Geschäft mit Gleitsichtbrillen, die deutlich teurer sind als Brillen mit normalen Gläsern und mehr Marge bringen. Durch die immer älter werdende Gesellschaft sieht Fielmann hier Wachstumspotenzial: «Fehlsichtige, die schon in jungen Jahren eine Brille tragen, benötigen im Alter eine Brille für die Ferne und die Nähe.»
Noch weisse Flecken auf der Landkarte
Weiteres Wachstum erwartet der Firmenchef aber auch bei Kontaktlinsen, die in den kommenden Jahren ihren Umsatz verdoppeln sollen. Nachholbedarf gibt es dem Firmengründer zufolge auch bei Hörgeräten. In Deutschland gebe es knapp neun Millionen Menschen, die eine Hörhilfe bräuchten, bislang nutzten aber nur 2,5 Millionen ein Hörgerät. Da die Geräte immer kleiner und unsichtbarer werden, dürfte die Zahl der Nutzer in den kommenden Jahren zunehmen, schätzt Fielmann. Derzeit betreibt der Konzern über 50 Hörgeräteabteilungen. Wichtigster Markt ist für den Konzern Deutschland, das zu über 80 Prozent zum Umsatz beiträgt. Mittelfristig will der Konzern hier 140 Filialen eröffnen. Weisse Flecken auf der Landkarte sieht Fielmann noch in Baden-Württemberg, Bayern und im Grossraum Berlin. Der Deutschland-Umsatz soll so auf 1,1 Milliarden Euro steigen. Europaweit soll der Umsatz auf lange Sicht auf 2 Milliarden Euro zulegen. Mögliche Zukäufe sind nicht miteingerechnet. «Jede ernstzunehmende Kaufoption wird von uns analysiert», sagte Fielmann. (awp/mc/gh)