Japans Wirtschaft erholt sich schneller als erwartet
Tokio – Japans Wirtschaft kommt nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe schneller als erwartet wieder auf die Beine. Die Industriebetriebe der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt sind mächtig dabei, die Fertigungsprozesse wieder voll in Gang zu bringen. So teilte der weltgrösste Autobauer Toyota am Mittwoch mit, seine Produktion bereits zum Oktober wieder zu normalisieren – einen Monat früher als geplant.
Entsprechend wächst der Optimismus unter den Anlegern: Der Nikkei-Index an Tokios Börse schloss am Mittwoch auf dem höchsten Stand seit Beginn der Naturkatastrophe am 11. März. Angesichts wachsender Zuversicht unter Investoren über die Lage der Wirtschaft in Japan wie auch in den USA, einem der wichtigsten Märkte für japanische Produkte, überwand das Börsenbarometer für 225 führende Werte die psychologisch wichtige Marke von 10 000 Punkten. Am Handelsende notierte der Nikkei ein Plus von 110,02 Punkten oder 1,10 Prozent beim Stand von 10 082,48 Punkten. Der Nikkei nähere sich den Ständen vor Beginn der Katastrophe, sagte ein Analyst. Der breit gefasste Topix verbesserte sich um 8,33 Punkte oder 0,96 Prozent und ging mit 873,51 Zählern aus dem Handel. Fast alle 33 Sektoren an der ersten Sektion der asiatischen Leitbörse verzeichneten Aufschläge.
Produktion zieht wieder an
Die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe im Nordosten Japans hatte die drittgrösste Wirtschaftsnation der Welt hart getroffen. Fertigungsanlagen wurden zerstört, Lieferketten unterbrochen – doch jetzt zieht die Produktion wieder an: Der Ausstoss stieg im Mai um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Damit beschleunigte sich der Aufwärtstrend. Im April hatte der Anstieg lediglich 1,6 Prozent betragen. Im März war die Produktion in Folge des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März um beispiellose 15,5 Prozent eingebrochen.
Japans Unternehmen legen sich noch mehr ins Zeug als erwartet
Die Industrie erwartet auch für Juni und Juli einen weiteren Anstieg um 5,3 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent. Der Anstieg im Mai war sogar der zweitstärkste seit Beginn der Erstellung solcher Statistiken im Jahr 1953. Dazu trugen vor allem Japans Autobauer bei: Sie hatten unter den Produktions- und Lieferausfällen besonders stark zu leiden. Ökonomen hatten anfangs damit gerechnet, dass es länger dauern würde, bis die abgerissenen Lieferketten wieder funktionieren würden. Doch Japans Unternehmen legen sich noch mehr ins Zeug als viele erwartet hatten. Toyota ist nur ein Beispiel.
Frühindikatoren erholen sich
Bestärkt wurden die Optimisten durch neue Konjunkturdaten der Regierung. Demnach verzeichnete Japans Index für führende Wirtschaftsindikatoren, der Aufschluss über die wahrscheinliche konjunkturelle Entwicklung der kommenden Monate gibt, im Mai einen Rekordanstieg. Der Index stieg auf 99,8 von 96,2 im April, wie die Regierung am Mittwoch bekanntgab. Das ist das erste Plus seit drei Monaten und das stärkste seit Beginn der Erstellung solcher Statistiken im Jahre 1980. Dies sei vor allem auf den deutlich verbesserten Ausblick für die Auslieferung von Gebrauchsgütern zurückzuführen. (awp/mc/upd/ss)