CH-Verlauf: Leichtes Plus – Sehr volatil – Grosse Nervosität
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt notiert am Freitag zur Mittagszeit nach sehr volatilem und nervösem Verlauf leicht über dem Stand des Vorabends. Nachdem der Markt am Morgen – gestützt auf positive Vorgaben aus den USA – deutlich fester eröffnet hatte, gab der Leitindex SMI kurz vor Mittag praktisch den ganzen Gewinn wieder ab und erreichte vorübergehend gar ein neues Jahrestief, um sich dann wieder zu erholen. Händler zeigten sich eher ratlos bezüglich der Gründe des volatilen Verlaufes und sprechen von diversen Gerüchten, welche die Märkte belasten würden.
Dass der Markt auf solche Gerüchte so stark reagiere, zeige, wie nervös die Stimmung am Markt derzeit sei, so ein Händler. Weitere Impulse könnten am Nachmittag folgen, stehen in den USA doch diverse Konjunkturzahlen an. Der am Morgen veröffentlichte ifo-Index aus Deutschland fiel deutlich über den Erwartungen aus und zeige die breite des Aufschwungs im wichtigsten EU-Land, so ein Marktbeobachter.
Um 12.15 Uhr verzeichnet der SMI noch ein Plus von 0,07% auf 5’995,22 Punkte. Kurzfristig erreichte der SMI ein neues Jahrestief bei 5’985,53 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,21% auf 930,78 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,09% auf 5’516,11 Punkte.
An der Spitze des Bluechips-Tableaus stehen weiterhin die Luxusgüteraktien von Swatch (+2,6%)und Richemont (+1,7%), welche die Gewinne im Vergleich zum frühen Morgen noch ausbauen können. Swatch-VRP Nayla Hayek hat in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger» erklärt, dass der starke Franken momentan am meisten «Bauchweh» verursache. Bei Richemont hat die britische Bank HSBC das Kursziel mit neu 69 (70) CHF leicht nach unten angepasst, die Einstufung «Overweight» indes bestätigt.
Ebenfalls mit klaren Zugewinnen zeigen sich die im Erdölgeschäft tätigen Weatherford (+1,6%) und etwas weniger Transocean (+0,7%), die sich mit den Luxusgüteraktien ein Kopf an Kopf Rennen um den ersten Platz im SLI liefern. Die Titel profitieren von einer markanten Erholung der Ölpreise nach der Talfahrt vom Vortag.
Konjunktursensitive Werte, allen voran ABB (+1,2%) und Kühne + Nagel (+1,7%), notieren nach wie vor im Plus. Andere Zykliker wie Adecco (+0,1%), SGS (+0,1%) oder Holcim (+0,5%) geben teilweise die Gewinne wieder ab. Bei Adecco hat die Credit Suisse das Kursziel auf 70 (75) CHF gesenkt, die Einstufung Outperform aber beibehalten.
Finanztitel, welche werden von den aufkeimenden Hoffnungen in der Griechenlandkrise gestützt wurden, leiden am meisten unter den Gerüchten. Hier notieren nur noch UBS (+0,1%) und Julius Bär (+0,1%) im Plus, CS (-1,2%) verlieren deutlich. Bei den Versicherern verlieren 0,7%, während Swiss Re mit 0,5% im Minus stehen.
Bei den Grossbanken hat JPMorgan im Rahmen einer Sektorstudie zu globalen Investmentbanken das Kursziel für die UBS auf 20 (21) CHF und für die CS auf 46 (47) CHF bereits das zweite Mal in einem Monat gesenkt, die Einstufungen «Overweight» aber bestätigt. Bei Julius Bär hat Morgan Stanley das Kursziel auf 40 (48) CHF zurückgenommen. Die Einstufung lautet weiterhin «Equalweight».
Bei den Schwergewichten zeigt sich nach wie vor ein uneinheitliches Bild. Nestlé gewinnen deutliche 0,5%, während Novartis 0,4% und Roche 0,3% verlieren. Roche hat am Berichtstag eine Zusammenarbeit mit der deutschen Evotec bei der Entwicklung von Biomarkern bekannt gegeben.
Clariant (+0,8%) hat ein Squeeze-out für die Minderheitsaktionäre der Süd-Chemie beantragt. Der Muttenzer Konzern hält gegenwärtig 98,64% am deutschen Unternehmen. Für Syngenta (+0,6%) hat Exane BNP das Kursziel auf 285 (300) CHF zurückgenommen und die Einstufung «Underperform» bestätigt.
Das Schlusslicht Im SLI-Tableau bilden klar Lonza (-2,8%), welche bereits am Vortag zu den grössten Verlierern gehörten. Die Titel verzeichnen Abgaben, nachdem die Bank Vontobel die Gewinnschätzungen und das Kursziel für Lonza aufgrund der Frankenstärkte deutlich zurück genommen hat.
Im breiten Markt wurde bei Bell (Aktie -0,5%) das Kursziel von 2’300 CHF durch die Bank Vontobel in Revision genommen, nachdem Schweiz-Chefin Thorid Klantschitsch überraschend ihren Rücktritt erklärt hat. Jedoch seien die Aktien trotz guter Performance seit Jahresbeginn attraktiv bewertet, weshalb die Einstufung «Buy» bestätigt wird.
Noch grössere Verluste verzeichnet Schulthess (-5,6%) und Myriad (-3,8%). Unter den grössten Gewinnern rangieren LifeWatch (+7,0%) und Cytos (+7,5%). (awp/mc/ps)