CH-Eröffnung: Verluste auf breiter Front
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt gibt am Donnerstag in der Eröffnungsphase auf breiter Front nach. Allerdings halten sich die Verluste im Vergleich zu den vorbörslichen Indikationen in engeren Grenzen und der SMI peilt die verloren gegangene Marke bei 6’100 Punkten immer wieder an. Belastet wird die Stimmung an den europäischen Börsen von den schwachen Vorgaben aus den USA im Anschluss an das jüngste FOMC-Meeting. Andererseits fehlen positive Impulse von Unternehmensseite beinahe völlig.
Der Entscheid der amerikanischen Notenbank, die Zinsen auf dem rekordtiefen Niveau zu belassen, war allgemein erwartet worden. Das Gemüt der Investoren werde indes von verstärkten Konjunktursorgen geplagt, hiess es in Marktkreisen, nachdem die US-Notenbank die Prognosen für das Wirtschaftswachstum im laufenden und im kommenden Jahr erneut zurückgenommen habe. Enttäuscht wurden auch die Hoffnungen verschiedener Marktteilnehmer auf die Ankündigung eines neuen Ankurbelungsprogramms für die Wirtschaft.
Um 9.30 Uhr verzeichnet der SMI ein Minus von 0,36% auf 6’091,52 Punkte (Bisheriges Tagestief 6’081). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,44% auf 946,97 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,44% auf 5’598,15 Punkte.
Das Dauerthema Griechenland bietet aktuell ebenfalls keine Unterstützung. Das Kabinett in Athen hat zwar am Mittwochabend dem umstrittenen Spar- und Privatisierungsprogramm zugestimmt, durchs Parlament ist es aber noch nicht. Und der an diesem Donnerstag anlaufende Gipfel der Staats- und Regierungschefs der EU zum Thema Schuldenkrise in Europa bringt noch keine Entscheide, da über die weiteren Hilfen der EU erst in der kommenden Woche von den Finanzministern entschieden wird.
In der allgemein trüben Stimmung werden derzeit Clariant und Logitech (je -2,2%) sowie Holcim (-1,7%) am meisten verkauft. Holcim sieht sich in den USA mit einer Klage wegen Umweltschutzgesetzen konfrontiert. Laut «Handelszeitung» wirft die Generalstaatsanwaltschaft der US-Tochter von Holcim vor, jahrelang gegen Umweltschutzgesetze verstossen zu haben. Gemäss der Bank Vontobel ist das Risiko für eine Busse aber gering, da Holcim in den USA über eine der modernsten Anlagen verfüge.
Ohne fundamentale News verbilligen sich Lonza, Adecco oder Actelion im Bereich von 1%.
Von den Finanzwerten büssen CS, Julius Bär und Swiss Re je 0,8% ein. Die Versicherung hatte am Morgen den Kauf des Run-Off-Geschäfts der belgischen Ageas bekanntgegeben.
Für Julius Bär hat Goldman Sachs anlässlich einer Neubeurteilung der Schweizer Privatbanken das Kursziel auf 51 CHF etwas zurückgenommen, die Empfehlung «Buy» indes beibehalten.
UBS (-0,7%) sowie ZFS und Bâloise (je -0,5%) halten sich minim besser.
Gut im Rennen liegen Richemont (+0,1%) und Swatch (+0,5%), wobei Swatch gar die Spitze belegen. Die beiden Titel werden von den erneut sehr stark ausgefallenen Daten zu den Uhrenexporten gestützt, sind doch diese im Mai zum sechzehnten Mal in Folge im zweistelligen Prozentbereich gewachsen und zum zweiten Mal hintereinander um über 30%. Cheuvreux hat ausserdem die Abdeckung von Swatch mit dem Rating «Outperform» wieder aufgenommen.
Gewinne verzeichnen nebst diesen beiden einzig noch Weatherford (+0,1%) und Roche (+0,1%). Knapp in positiven Bereich wären auch Sonova, welche allerdings durch den Abgaben der Dividende von 1,20 CHF belastet werden. Nebst Roche begrenzen auch Novartis (-0,3%) und Nestlé (-0,4%) mit verhältnismässig moderaten Abgaben die Verluste des Gesamtmarktes.
Im breiten Markt sind von Repower weder die Inhaberaktien noch die Partizipationsscheine gehandelt. Am frühen Morgen hatte das Unternehmen einen Betrugsfall in Italien gemeldet, welcher einen Schaden in einstelliger Millionenhöhe in Euro verursacht hat.
Sulzer (+0,2%) verzeichnen ein knappes Plus, nachdem das Unternehmen am Vortag erfolgreich eine 500-Mio-Anleihe zur Finanzierung der Übernahme der schwedischen Cardo Flow Solutions platziert hat. Allerdings sind Sulzer in den vergangenen gut drei Wochen praktisch nur gefallen.
Temenos fallen mit einem Minus von 5,1% auf, dies nach einer Rückstufung durch Cheuvreux auf «Underperform». (awp/mc/ss)