Einführung einer Kostenlimite fürs mobile Surfen im Ausland

Einführung einer Kostenlimite fürs mobile Surfen im Ausland

Swisscom-CEO Carsten Schloter.

Zürich – Die drei grossen Schweizer Telekomanbieter Swisscom, Sunrise und Orange reagieren auf die harsche Kritik an den hohen Handytarifen im Ausland. Sie führen eine Kostenlimite fürs Surfen unterwegs im Ausland ein. Damit sollen Schockrechnungen vermieden werden.

Ab dem 1. Juli würden die Abonnementskunden kostenlos per SMS informiert, sobald ein gewisser Rechnungsbetrag erreicht werde, teilte die Swisscom am Dienstag in einem Communiqué mit. Wenn eine gewisse Obergrenze erreicht werde, werde das Surfen automatisch abgestellt. Damit könnten die Kunden auch im Ausland Emails abrufen, Navigationsdienste nutzen oder Freunde via Facebook auf dem Laufenden halten, ohne Angst vor extrem hohen Rechnungen haben zu müssen. Als Standard sei die Kostenlimite bei 200 CHF eingestellt, für Jugendliche bei 100 CHF. Die Kunden können die Limite aber über Internet oder die Hotline an ihre Bedürfnisse anpassen. Dies funktioniere auch vom Ausland aus, sagte Swisscom-Sprecher Carsten Roetz auf Anfrage.

Warn-SMS in Schritten von 50 CHF
So erhielten die Abo-Kunden die Warn-SMS in Schritten von 50 CHF und wenn 70% der Kostenlimite erreicht seien. Ausnahme seien die Blackberry-Kunden, bei denen die Kostenlimite erst später in diesem Jahr eingeführt werde. Für Prepaid-Kunden solle der Dienst im Herbst aufgeschaltet werden. Die Swisscom ist nicht die einzige, die eine Kostenlimite für das mobile Surfen im Ausland einführt. Auch Sunrise will demnächst Warn-SMS und eine Obergrenze von 300 CHF einführen, wie Sprecher Tobias Kistner auf Anfrage bekannt gab. Wer darüber hinaus weitersurfen will, muss dies per SMS bestätigen. Orange plant ebenfalls eine Kostenlimite. Der Zeitpunkt sei allerdings noch nicht bestimmt, sagte Sprecherin Therese Wenger.

Handytarife im Ausland anhaltend in der Kritik
Die hohen Handytarife im Ausland hatten immer wieder für Kritik an den Schweizer Telekomanbietern gesorgt. Insbesondere weil diese trotz diverser Preissenkungen immer noch deutlich teurer sind als in der EU, wo die Tarife seit 2007 per Gesetz gedeckelt sind. Mit dem Aufkommen der Alleskönnerhandys – angeführt vom iPhone – hatten sich Kunden auch in den Ferien im Ausland zum Emailen und Internetsurfen wie zu Hause verleiten lassen und dabei die Kosten völlig unterschätzt. Bis die Höllenrechnung in Höhe von teilweise mehreren tausend Franken ins Haus flatterte. Solche Schockrechnungen seien weniger häufig geworden, sagte Roetz. Einerseits hätten die Anbieter die Preise für die Benutzung des Handys im Ausland (sog. Roaming) gesenkt. Andererseits seien die Leute auch vorsichtiger im Umgang mit ihren Handys geworden und würden bespielsweise automatische Aktualisierungsfunktionen während ihren Ferien abstellen.

Konsumentenschutz: «Das haben wir lange gefordert»
Konsumentenorganisationen begrüssten die Kostenlimiten. Diese seien eine gute Sache, sagte die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS), Sara Stalder: «Das haben wir lange gefordert» in Gesprächen mit den Telekomanbietern und dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Allerdings sei das Grundproblem noch nicht gelöst. Die Schweizer Roamingtarife seien immer noch viel zu hoch. Der Telekomregulator Comcom müsste die Tarife verfügen können, so wie es die Regulierungsbehörde Elcom in der Strombranche mache. Deshalb fordere die SKS eine Revision des Fernmeldegesetzes. Auch Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Comparis findet die Kostenlimiten «sehr gut». Allerdings seien die Schweizer Obergrenzen relativ hoch im Vergleich zur EU, wo 50 EUR ohne Mehrwertsteuer gelten würden. (awp/mc/upd/ps)

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