Airbus hat mit neuen A320 die Nase vorn
Airbus-CEO Tom Enders.
Paris – Die neuen verbrauchsarmen Mittelstreckenjets der A320-Familie von Airbus entpuppen sich auf der Luftfahrtschau in Le Bourget bei Paris als Verkaufsschlager. Seit Messebeginn am Montag hatte der europäische Hersteller bereits 263 neue Aufträge und Vorverträge im Wert von 26,1 Milliarden Dollar eingeheimst – die meisten für den A320neo.
Das Orderbuch für diesen Jet nähert sich damit sechs Monate nach dem Verkaufsstart der 600er-Marke. Erz-Rivale Boeing hat in Le Bourget mit 80 Maschinen im Wert von rund 10 Milliarden Dollar dagegen das Nachsehen. Der US-Hersteller hat bisher die Frage einer Modernisierung des in die Jahre gekommenen A320-Konkurrenten Boeing 737 offen gelassen.
Boom-Markt China
Das Beratungsunternehmen Deloitte bestätigte am Dienstag in einer Branchenstudie, dass 2011 für die globale und auch die deutsche zivile Luftfahrtindustrie nach dem Produktions-Rekordjahr 2010 wieder ein sehr gutes Jahr würde. «Die Aussichten für 2011 und 2012 lassen insbesondere bei kleineren Firmen sowie Zulieferern eine verstärkte Konsolidierungsentwicklung erwarten», betonen die Autoren in ihrer Marktstudie, die vor allem von Schwellenländern wie Indien oder China wichtige Impulse erwarten. «Etwa 14 Prozent der weltweit prognostizierten Flugzeug-Neuproduktion innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte werden in China eingesetzt werden – konkret wären das 4.000 von insgesamt 30.000 Stück», heisst es in der Studie. China stelle aber durch den neuen Kurz- und Mittelstreckenjet C919 auch neue Herausforderungen für die beiden Grossen der Branche, Airbus und Boeing. Hersteller COMAC hatte auf der Messe erklärt, er erwarte im laufenden Jahr weitere Verträge, werde sie aber nicht in Le Bourget verkünden. Bisher lägen rund 100 Bestellungen vor, hatte COMAC-Chef Jin Zuanglong in Le Bourget betont.
Suchoi erwartet EU-Zulassung für SuperJet in Kürze
Am unteren Spektrum des Marktsegments versucht sich auch der russische Hersteller Suchoi mit seinem SuperJet für rund 100 Passagiere zu behaupten. Der Hersteller gab am Dienstag in Le Bourget bekannt, dass er nach Auslieferung der ersten Exemplare im ersten Halbjahr nun die europäische Zulassung in Kürze erwarte. Der SuperJet werde dann auch als Geschäftsflieger angeboten werden. Auch das russische Irkut-Unternehmen – Teil der russischen United Aircraft Corp (UAC) – entwickelt ein Flugzeug, das gegen Klassiker von Airbus und Boeing im Mittelstreckenbereich antreten soll.
CIT will 50 A320neo kaufen
Zu den Unternehmen, die am Dienstag weitere Bestellungen in Le Bourget bekanntgaben, gehört die US-Finanzierungsgesellschaft CIT Group. Sie will 50 Flugzeuge der A320neo-Familie kaufen. Die taiwanesische Fluggesellschaft TransAsia hatte zuvor zudem insgesamt sechs Maschinen der neuen A321neo bestellt. Einschliesslich der neuen Order habe CIT insgesamt 241 Airbus-Flugzeuge in Auftrag gegeben, darunter 195 Flugzeuge der A320-Familie, teilte Airbus mit. Die Fluggesellschaft Garuda aus Indonesien will 15 Exemplare der herkömmlichen A320 und 10 der neuen A320neo kaufen.
Jetblue ordert 40 A320neo
Die US-Fluggesellschaft Jetblue, an der die deutsche Lufthansa einen Minderheitsanteil hält, kündigte eine Bestellung über 40 Exemplare der A320neo an. Laut Preisliste hat der Auftrag einen Gesamtwert von 3,6 Milliarden US-Dollar. Der Flugzeugbauer Boeing hat aus Norwegen eine Bestellung über 15 Mittelstreckenflieger erhalten. Die Billigfluggesellschaft Norwegian Air Shuttle orderte die Flugzeuge des Typs 737-800. Damit haben die Norweger insgesamt 78 Maschinen des Typs bei Boeing bestellt. Zudem machten beide Seiten einen Auftrag über drei Langstreckenflieger des Typs 787 «Dreamliner» fest, der im Mai angekündigt worden war. Der kanadische Hersteller Bombardier verkündete Aufträge für 10 Flugzeuge vom Typ Global 8000 im Wert von 650 Millionen Dollar. (awp/mc/upd/ps)