CH-Schluss: Schwach – Griechenland-Sorgen belasten erneut
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem mehr oder weniger schwachen Verlauf mit Verlusten geschlossen. Nach harzigen Vorgaben aus dem Ausland lastete zunächst vor allem eine befürchtete Eskalation der Griechenland-Krise auf den Kursen. Auch der bevorstehende Eurex-Verfall habe für einige Bewegung gesorgt, hiess es im Handel.
Am Nachmittag sorgten zunächst besser als erwartet ausgefallene Makrodaten aus den USA in Verbindung mit einer freundlichen Tendenz an der Wall Street für eine teilweise Erholung. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die Leistungsbilanz sowie die Baubeginne- und genehmigungen überraschten positiv. Das Geschäftsklima in der Region Philadelphia setzte allerdings die Talfahrt unerwartet fort.
Der Schweizer Leitindex SMI schloss um 0,65% tiefer auf 6’157,67 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,91% auf 954,75 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,82% auf 5’651,51 Punkte.
Die SNB gab am Vormittag den Zinsentscheid bekannt und liess dabei wie erwartet die Leitzinsen unverändert. Die Hauptrisiken für die hiesige Wirtschaft liegen nach Einschätzung der Währungshüter in einer möglichen Überhitzung im Immobiliensektor und in der Frankenstärke.
Der starke Franken könnte in Verbindung mit Gewinnmitnahmen auch der Grund für die Abgaben bei ABB (-2,7%) gewesen sein, wie im Handel verlautete. Einige Marktteilnehmer erklärten sich die Kursschwäche noch mit einer Umsatzwarnung des Mitbewerbers Hitachi für die Strominfrastrukturaktivitäten oder dem anstehenden Eurex-Verfall.
Sehr schwach tendierten mit Clariant (-2,1%), Nobel Biocare (-2,5%) sowie Kühne + Nagel (-1,8%) weitere konjunktursensitive Titel. Bei den defensiven Actelion (-3,0%) wurden die Abgaben auf eine Rückstufung des europäischen Gesundheitssektors von «Overweight» auf «Neutral» durch die Deutsche Bank zurückgeführt.
Richemont sanken um 1,4%, trotz einer positiven Studie von Goldman Sachs. Swatch (-1,5%) gaben ebenfalls nach.
CS verloren 0,6%, während UBS (+0,1%) als einziger Bluechip freundlich schlossen. Gemäss dem Ständerat müssen die systemrelevanten Grossbanken ihre risikogewichteten Aktiven künftig mit gesamthaft bis zu 19% Eigenkapital unterlegen, dies vorbehaltlich der Zustimmung des Nationalrats.
Grössere Einbussen gab es bei Julius Bär (-0,8%), ZFS (-1,0%), Swiss Life (-2,0%) und Swiss Re (-2,1%).
Bei Weatherford (-2,5%) sollen nicht zum Kerngeschäft gehörende Assets im Wert von 0,5 bis 1 Mrd USD verkauft werden. Transocean notierten 1,9% tiefer.
Die defensiven Schwergewichte hielten sich vergleichsweise gut. Bei Novartis (-0,4%) akzeptiert die US-Behörde FDA einen Antrag auf die Erweiterung der Zulassung für den Meningokokken-Impfstoff Menveo. Roche verloren 0,1%. Bernstein hob das Kursziel für beide Pharmagiganten an. Die Einstufungen lauten «Outperform» für Novartis und «Market Perform» für Roche. Allerdings belastete auch hier die Rückstufung des europäischen Gesundheitssektors durch die Deutsche Bank.
Nestlé gaben 0,3% nach. Im Handel wurde auf Umschichtungen in die Papiere des französischen Erzrivalen Danone verwiesen, nach entsprechenden Analystenstudien.
Im breiten Markt machte Interroll (-2,5%) Angaben zum Ausblick für das erste Halbjahr 2011. Des weiteren leitete die SIX Exchange Regulation eine Untersuchung gegen das Unternehmen ein. Unregelmässigkeiten bei der Offenlegung von Management-Transaktionen sollen abgeklärt werden.
Meyer Burger gewannen 0,2%. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin startet eine Untersuchung wegen möglichen Insiderhandels beim Übernahmeziel Roth&Rau. Die Aktien des deutschen Solarkonzerns hatten bereits vor der Ankündigung der Akquisitions-Pläne massiv zugelegt.
Chiphersteller AMS (-2,3%) gab derweil die Übernahme der US-Firma Texas Advanced Optoelectronic Solutions für rund 320 Mio USD bekannt. Charles Vögele (-6,3%) setzten die Verluste nach der Umsatzwarnung fort.
Zum zeitweise drastischen Kurssturz bei Temenos (-3,3%) hiess es, die Titel seien mit Griechenland-Sorgen in Verbindung gebracht worden. Zudem habe es aggressive Verkäufe von Fonds gegeben. Global Natural Resources (-5,1%) werden definitiv von der Börse genommen, letzter Handelstag ist der 16. September. (awp/mc/ss)