Hewlett-Packard zerrt Oracle vor Gericht
Hewlett-Packard-CEO Léo Apotheker.
Palo Alto – Der Graben zwischen den Computer-Schwergewichten Hewlett-Packard und Oracle wird immer tiefer. Im Streit um Server-Prozessoren macht der weltgrösste Computerkonzern HP seine Drohung wahr und verklagt seinen ehemaligen guten Partner. Hewlett-Packard verlangt, dass Oracle mit seiner Software weiterhin die vielgenutzten Itanium-Prozessoren unterstützt.
Diese Chips sind das Herz vieler grosser Firmenrechner von HP. Oracle betrachtet die Prozessoren indes als Auslaufmodell. «HP wird alle rechtlichen Möglichkeit ausschöpfen, um die Interessen seiner Kunden zu schützen», teilte der Konzern am Mittwoch (Ortszeit) in seinem Firmenblog mit. Oracle sei gegenüber HP und den betroffenen mehr als 140.000 Kunden wortbrüchig geworden. «HP ist der Überzeugung, dass Oracle rechtlich dazu verpflichtet ist, mit seiner Software die Itanium-Plattform zu unterstützen.»
Brandbrief an Oracle ergebnislos geblieben
HP reichte am Mittwoch Klage vor einem Gericht im kalifornischen Santa Clara ein, nachdem ein Brandbrief an Oracle in der vergangenen Woche nichts bewirkt hatte. HP wirft Oracle vor, die Kunden zum Kauf der eigenen Computer drängen zu wollen. Oracle hatte den Server-Spezialisten Sun übernommen und versucht seitdem, den Firmenkunden seine Software samt Hardware zu verkaufen. Oracle entwickelt vor allem Datenbanken und ist Konkurrent des deutschen Unternehmenssoftware-Marktführers SAP .
Unternehmen seit Hurds Abgang zerstritten
Oracle hatte Mitte März angekündigt, die Unterstützung für den gemeinsam von HP und Intel entwickelten Server-Chip Itanium auslaufen zu lassen. Das war der bisherige Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen den beiden Konzernen. Die beiden einstigen guten Partner hatten sich nach dem unrühmlichen Abgang des langjährigen HP-Chefs Mark Hurd zerstritten. Hurd ist ein Freund von Oracle-Chef Larry Ellison, der ihn flugs ins eigene Unternehmen holte und immer wieder gegen HP schoss.
IT-Konzerne liefern sich aktuell mehrere Schlachten vor Gericht
Auch der aus Deutschland stammende neue HP-Chef Léo Apotheker bekam Ellisons Groll zu spüren. Apotheker war zuvor Chef des Oracle-Erzrivalen SAP und wurde deshalb mit in einen Rechtsstreit zwischen den beiden Software-Firmen hineingezogen. Später bezichtigte HP einen zu Oracle gewechselten Manager, Firmengeheimnisse gestohlen zu haben und reichte Klage gegen den Mann ein. Technologiekonzerne liefern sich derzeit vor Gericht eine ganze Reihe von Schlachten. Zumeist geht es dabei allerdings um die Verletzung von Patenten und hier insbesondere um angeblichen Ideenklau bei den boomenden Smartphones. So beharken sich etwa Samsung und Apple . Apple und Nokia haben gerade erst einen Streit beigelegt. (awp/mc/ss/upd/ps)