Trichet: Divergenzen in Eurozone nicht grösser als in USA
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.
Frankfurt am Main – Die regionalen wirtschaftlichen Divergenzen in der Eurozone sind nach Einschätzung von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vergleichbar mit denen in den USA. «Die allgemeine Annahme, dass die wirtschaftlichen Unterschiede in der Eurozone grösser sind, ist unbegründet», sagte Trichet am Freitag in Frankfurt.
Dies gelte sowohl bei der Inflation, beim Wirtschaftswachstum und bei der Wettbewerbsfähigkeit. Dies zeigten Vergleiche zwischen US-Bundesstaaten und den einzelnen Staaten der Eurozone seit der Einführung des Euro vor zwölf Jahren. Die Zukunfsfähigkeit des Euro könne daher nicht wegen wirtschaftlicher Divergenzen infrage gestellt werden.
Eurozone: Mehr Arbeitsplätze geschaffen
Insgesamt habe die Eurozone in den vergangenen zwölf Jahren bei der Schaffung von Arbeitsplätzen besser abgeschnitten als die USA. So seien in der Eurozone 14 Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden, im Vergleich zu acht Millionen Arbeitsplätzen in den USA. Das Haushaltsdefizit in der Eurozone insgesamt sei derzeit nur halb so gross wie in den USA. Im Jahr 2013 könnte das Defizit der Eurozone unter die Schwelle von drei Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt fallen.
EZB-Chef fordert mehr «kontinentales Denken»
«Es sei jedoch richtig, dass eine gemeinsame Währung in einer Union von souveränen Staaten eine grössere Herausforderung sei als in einem Bundesstaat», sagte Trichet. Er forderte jedoch eine entschlossene Stärkung der wirtschaftlichen Regierung in der Eurozone. Jedes Land müsse seine Politik an den Anforderungen einer Währungsunion ausrichten. Er forderte erneut mehr automatische Sanktionen beim europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt. Die Euro-Staaten müssten ihre Haushaltspolitik stärker auf die Herausforderungen eine Währungsunion ausrichten. Trichet forderte mehr «kontinentales Denken». (awp/mc/ps)