Nationaler Frauenaktions- und Streiktag
Bern – Schon über 45 Organisationen und Netzwerke rufen für den 14. Juni zur Teilnahme am Frauenaktions- und Streiktag auf. Angesichts der bisherigen Mobilisierung sowie der Bestellungen von Kampagnenmaterial erwarten die Organisatorinnen, dass sich über 100’000 Frauen und Männer am Aktionstag beteiligen, wie sie vergangene Woche in Bern vor den Medien erklären.
Hunderte von Aktivitäten werden Schweiz weit im öffentlichen Raum sowie in Betrieben stattfinden: In Basel bspw. gibt es unter dem Motto «Reclaim the Mall» Streikumzüge in Einkaufszentren, in Zürich werden Lohnrechner aufgestellt, in Bern kommt es zum Frauenfest, in Genf ist der Jet d’Eau an diesem Tag violett, in Lausanne dekorieren Aktivistinnen und Aktivisten Verwaltungsgebäude, im Aargau finden in den Spitälern Aktionen statt oder in Lugano wird dreckige Wäsche aufgehängt.
«Anpfiff für faire Frauenlöhne»
Verbindende Elemente zwischen den verschiedenen Aktivitäten und Orten sind: lautstarker «Anpfiff für faire Frauenlöhne» um 14.06 Uhr, Kundgebungen und Festlichkeiten am Ende des Nachmittags sowie die Farben Lila, Fuchsia und Pink. Wem es nicht möglich ist, an den Aktivitäten teilzunehmen, kann mit Kleidungsstücken «Farbe bekennen» für «Gleichstellung jetzt!». Die Frauen verlangen tatsächliche Lohngerechtigkeit und bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben. Die formelle Gleichstellung in den Gesetzen bleibt bis heute ein Lippenbekenntnis: «Gleichstellung hat ein Ziel: gleich viel», fasst Rosmarie Zapfl die Forderungen für den Aktionstag zusammen. Sie ist Präsidentin von alliance F, der mit Abstand grössten Frauendachorganisation.
20% weniger Lohn für gleiche Arbeit
Frauen verdienen für die gleiche Arbeit fast 20 Prozent weniger als Männer. Deshalb hält Christine Michel, Co-Präsidentin SGB-Frauen, fest: «Hört die Lohndiskriminierung nicht auf, so braucht es Behörden mit Untersuchungs- und Durchsetzungskompetenzen sowie einer Ombudsfunktion.» Dazu kommt, dass Frauenberufe immer noch deutlich unterbezahlt sind, wie Yvonne Ribi, stellvertretende Geschäftsführerin Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK, erklärt: «Verglichen mit ähnlich anspruchsvollen Männerberufen verdient eine Pflegefachfrau deutlich weniger.»
Forderung: Frauenquoten in Führungsgremien
Frauen verdienen nicht nur weniger, sie leisten auch zweimal mehr unbezahlte Arbeit als Männer und haben schlechtere Möglichkeiten, Berufs- und Familienleben zu vereinbaren. «Frauen geraten beruflich während der Familienphase den Männern gegenüber nach wie vor ins Hintertreffen», sagt Christine Bühler, Präsidentin des Schweiz. Bäuerinnen- und Landfrauenverbands. Weil es mit der Vertretung von Frauen in Führungspositionen zu wenig voran geht, fordert BDP-Stadträtin Judith Renner-Bach verbindliche Quoten in der Stadt Bern. (Schweizerischer Gewerkschaftsbund/mc/ps)
Nationaler Frauenaktions- und Streiktag
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