SGL Carbon pocht auf Unabhängigkeit

SGL Carbon pocht auf Unabhängigkeit

Robert Koehler, Vorstandsvorsitzender SGL Carbon.

München – Der wegen seiner Leichtbaukompetenz von Autokonzernen begehrte Wiesbadener Kohlenstoffspezialist SGL Carbon pocht auf seine Unabhängigkeit. «Wir wollen kein ausgesprochener Autozulieferer sein», sagte SGL-Chef Robert Koehler der «Süddeutschen Zeitung» vom Montag.

«Schauen Sie sich die Margen der Zuliefererbranchen an – da können wir mit unserem breit aufgestellten Geschäft insgesamt mehr verdienen.» Die Wiesbadener machen gerade einmal zwei Prozent des Umsatzes mit der Autobranche. Fast die Hälfte entfällt auf die Stahlindustrie, für die SGL Graphitelektroden liefert.

BMW-Grossaktionärin Klatten hält über 25% an SGL
In den nächsten Jahren könnte die Bedeutung des Autobereichs vor allem wegen des Gemeinschaftsunternehmens für Kohlenstofffasern mit dem Autobauer BMW auf 10 bis 15 Prozent am Gesamtumsatz steigen. Koehler wehrt sich aber dagegen, in der Öffentlichkeit BMW zugeordnet zu werden. BMW-Grossaktionärin Susanne Klatten hatte Mitte Mai mit ihrem Investmentgesellschaft Skion ihre SGL-Beteiligung auf eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent ausgebaut. Damit hält Klatten, deren SGL-Engagement vor zwei Jahren begann, den zweiten Auto-Grossaktionär Volkswagen (VW) auf Abstand: Die Wolfsburger stiegen im Frühjahr zur grossen Überraschung vieler bei SGL ein und halten 9,9 Prozent der Anteile. Eine VW-Beteiligung über 10 Prozent wird den Angaben zufolge aber derzeit nicht angestrebt. Koehler wertet das Interesse von VW positiv: «Der Einstieg von VW hat die Unabhängigkeit und Stabilität des Unternehmens gestärkt.»

Gefragter Verbundwerkstoff CFK
SGL ist für die Autobauer vor allem wegen des leichten Verbundwerkstoffs CFK interessant, der sich aus den Kohlestofffasern herstellen lässt. Karosserieteile aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffe sind im Vergleich zu Stahl oder Aluminium deutlich leichter, dabei aber gleichzeitig sehr stabil. Das Thema Gewicht spielt besonders bei den künftigen Elektroautos eine grosse Rolle. Durch die Gewichtsersparnis an der Karosserie kann das Mehrgewicht der schweren Batterien aufgewogen werden. BMW will 2013 sein erstes rein elektrisch betriebenes Auto auf den Markt bringen, das über eine Fahrgastzelle aus dem Leichtbauwerkstoff CFK verfügt. (awp/mc/ps)

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