Euro-Erholung ausgebremst
Die Erholungstendenz des Euros fand ein abruptes Ende.
Frankfurt – An den Devisenmärkten hat der Euro am Nachmittag seine morgendlichen Gewinne wieder abgegeben. Belastend wirkten vor allem Aussagen vom Chef der Eurogruppe, Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, wonach die nächste Finanzierungsrunde für Griechenland nicht garantiert sei. In dem Fall müssten die Europäer entsprechend mehr zahlen. Die Erholungstendenz des Euros fand damit ein abruptes Ende. Gegenüber dem Schweizer Franken markierte die Gemeinschaftswährung gar ein neues Allzeittief.
Zunächst konnte die Gemeinschaftswährung am Donnerstagnachmittag in Verbindung mit unerwartet schwachen Konjunkturdaten aus den USA zeitweise über die Marke von 1,42 US-Dollar springen und erreichte in der Spitze ein Tageshoch bei 1,4206 Dollar. Der Widerstand konnte aber nicht nachhaltig übersprungen werden und so ging es im Nachmittagshandel wieder abwärts: Der Euro fiel auf 1,4093 Dollar zurück. Zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs noch auf 1,4168 (Mittwoch: 1,4069) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7058 (0,7108) Euro.
Franken stark
Während die beiden Leitwährungen unter Druck kamen, präsentierte sich der Franken stark. So markierte der Schweizer Franken gegenüber dem Euro bei 1,2211 CHF ein neues Allzeittief und nähert sich damit der Marke von 1,22 CHF. Aktuell kostet der Euro 1,2223 CHF nach 1,2345 CHF am Mittag. Auch gegenüber dem Dollar konnte der Schweizer Franken zulegen und notiert aktuell bei 0,8674 CHF nach 0,8704 CHF am Mittag.
Leichte Entspannung an den Finanzmärkten
Am Morgen sah die Euro-Welt noch in Ordnung aus: «Ein Tag ohne negative Schlagzeilen von der Schuldenkrise und schon kann der Euro wieder zulegen» – so kommentiere Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank den Handel. Er sprach von einer leichten Entspannung an den Finanzmärkten. Insgesamt müsse aber weiterhin von einer nervösen Stimmung bei den Anlegern gesprochen werden. Den Euro hätten allerdings auch unerwartet schwache Konjunkturdaten aus den USA am Nachmittag gestützt, sagte Leuchtmann. Im ersten Quartal war die US-Wirtschaft laut Regierungsangaben mit auf das Jahr hoch gerechneten 1,8 Prozent gewachsen. Volkswirte hatten mit einem Wachstum von 2,1 Prozent gerechnet.
Verwirrung an den Devisenmärkten
Zudem hatten am Morgen Meldungen über mögliche weitere Anleihen-Käufe Chinas zeitweise für Verwirrung an den Devisenmärkten gesorgt. Aussagen über ein angebliches Interesse Chinas an neuen Anleihen des europäischen Rettungsfonds EFSF wurden von einigen Medien falsch interpretiert. Nach der irreführenden Schlagzeile «China will Portugal-Anleihen kaufen» reagierten zahlreiche Investoren erleichtert und kauften die Gemeinschaftswährung. Laut Experte Wortmann ist eine solche Reaktion «ein Zeichen für die Nervosität an den Märkten». (awp/mc/gh)