Novartis reicht Zulassungsanträge für Ilaris bei Gicht ein
Novartis-CEO Joe Jimenez.
Basel – Der Pharmakonzern Novartis hat nach guten zulassungsrelevanten Phase-III-Studienergebnisse mit Ilaris Zulassungsanträge eingereicht. In der EU, den USA sowie in Kanada und der Schweiz seien für das Medikament Anträge auf die Marktzulassung zur Therapie von schwerer gichtartiger Arthritis eingereicht worden, teilt Novartis am Mittwoch mit. Die Umsatzschätzungen für das Medikament bei Gicht gehen allerdings stark auseinander.
Der monoklonale Antikörper Ilaris (ACZ885, Canakinumab) habe bei der meist als Gicht bezeichneten Erkrankung in zwei Vergleichsstudien mit einem injizierbaren Steroid die Schmerzen besser gelindert und das Risiko neuer Attacken um bis zu 68% stärker gesenkt, heisst es weiter. An den beiden zwölfwöchigen Studien hätten 450 Probanden teilgenommen. Beiden Studien haben gemäss Mitteilung die primären Endpunkte erreicht. Zudem sei der Produktkandidat im allgemeinen gut verträglich gewesen. Die detaillierten Ergebnisse sollen am kommenden Kongress der Europäischen Rheumaliga (EULAR) in London präsentiert werden.
Phase-III-Daten bestätigen frühere Ergebnisse
An dieser Form von Gicht würden zwischen ein und vier Prozent der Bevölkerung leiden, so die Mitteilung weiter. Damit sei diese Art Gicht die am häufigsten vorkommende entzündliche Arthritis bei Erwachsenen. Rheumatoide Arthritis trete bei geschätzten 0,5 bis ein Prozent der Erwachsenen auf. Die Phase-III-Daten hätten die 2009 publizierten Ergebnisse aus Phase-II-Studien bestätigt, schreibt Andrew Weiss von der Bank Vontobel in einem Kommentar. Die neue Indikation sei wichtig für Novartis, denn es sei der erste Fall, dass ein Medikament erst für eine kleinere Indikation entwickelt worden sei und dann in einem grösseren Therapiegebiet eingesetzt werde, heisst es weiter. Ilaris ist bereits für das seltene Erkrankung Muckle-Wells-Syndrom zugelassen. Weiss schätzt das Spitzenumsatzpotenzial von Ilaris bei Gicht auf 700 Mio USD. In seinem Finanzmodell gibt er dem Medikament für die neue Indikation eine Erfolgschance von 70%. Vontobel bewertet Novartis mit «Buy» (Kursziel: 67 CHF).
Aktien mit einigen Pro-Argumenten
Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und der alternden Gesellschaft dürften Medikamente wie Ilaris zunehmend an Bedeutung gewinnen, heisst es in einem Kommentar der St. Galler Privatbank Wegelin. Die Novartis-Aktien würden trotz schwereren Rahmenbedingungen wie strengere Zulassungshandhabung, Kostendruck im Gesundheitswesen usw. über einige Pro-Argument verfügen wie das konjunkturresistente, diversifizierte Geschäftsmodell sowie ein nach wie vor grosses Potenzial in den Wachstumsmärkten. Sollten die Unsicherheiten an den Märkten weiter anhalten, dürften defensive Werte wie Novartis an Attraktivität gewinnen. Vor diesem Hintergrund rät Wegelin, allfällige Kursrücksetzer als Zukaufs- oder Einstiegsgelegenheit zu werten.
ZKB rechnet mit Zulassung Ende 2011
Die ZKB geht bei den als eindeutig eingeschätzten Phase-II-Studiendaten von einer Zulassung Ende 2011 aus und schätzt ein Umsatzpotenzial von über 1 Mrd USD im Jahre 2015. Begründet wird dies damit, dass der Markt mit bis zu 4% Gichtanfällen in der gesamten Bevölkerung sehr gross ist und keine adäquaten Behandlungsoptionen bestehen. Skeptischer gibt sich Marcel Brand von Cheuvreux. Vor allem sieht er eine viel kleinere potenzielle Anzahl von Patienten für Ilaris und geht davon aus, dass sich die Entschädigung des Medikamentes durch Krankenkassenprogramm als schwierig erweisen dürfte. Brand beziffert so den Spitzenumsatz für Ilaris im Jahr 2020 auf 400 Mio USD. Cheuvreux bewertet Novartis mit «Underperform» (Kursziel: 48 CHF). Die Novartis-Aktie reagiert allerdings wenig auf die News. Der Titel tendiert im Trend mit dem SMI und verliert bis um 09.45 Uhr um 0,2%. (awp/mc/upd/ss)