EU-Schluss: Schwach – Schuldenkrise und US-Daten belasten
London – Die wichtigsten Aktienmärkte in Europa haben am Dienstag nach einem wechselhaften Verlauf im Minus geschlossen. Laut Börsianern belastet die Unsicherheit über die europäische Schuldenkrise weiter die Stimmung. Schwache Konjunkturdaten insbesondere aus den USA sowie Verluste an der Wall Street hätten das negative Bild abgerundet. Der EuroStoxx 50 ging 1,10 Prozent schwächer bei 2.849,60 Punkten aus dem Handel und gab damit den vierten Tag in Folge nach. Er schloss auf dem niedrigsten Stand seit einem Monat.
In Paris sank der CAC 40 um 1,21 Prozent auf 3.941,58 Punkte. Der britische FTSE 100 büsste 1,06 Prozent auf 5.861,00 Punkte ein.
In Europa ist ein schwerer Streit um die Rettung des Schuldensünders Griechenland entbrannt. Beim Brüsseler Treffen der europäischen Finanzminister wurde deutlich, dass der vom amtierenden Vorsitzenden der Runde, Luxemburgs Jean-Claude Juncker, vorgeschlagene Weg einer «sanften» Umschuldung durch Laufzeitverlängerungen für Kredite oder die Ermässigung von Zinsen umstritten ist.
Derweil hatte sich in Deutschland die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gemessene Konjunkturzuversicht im Mai zum dritten Mal in Folge eingetrübt. Experten wollten dies aber nach dem starken Jahresstart der deutschen Wirtschaft nicht überbewerten. Enttäuschend waren die jüngsten Daten zum US-Immobilienmarkt und zur Industrieproduktion in der weltgrössten Volkswirtschaft ausgefallen.
In London stachen die Titel der Vodafone Group nach Zahlen mit einem Plus von 0,86 Prozent auf 169,70 Britische Pence positiv hervor. Der Umsatz des weltgrössten Mobilfunkkonzerns war im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr überraschend hoch ausgefallen. Dagegen sackten die Anteilsscheine von Bouygues als Schlusslicht im Cac 40 um 4,49 Prozent auf 32,44 Euro ab. Dem französischen Mischkonzern im ersten Quartal die Gewinne weggebrochen. Für den Umsatz hatte Bouygues dagegen die Jahresprognose leicht angehoben.
Die Carrefour-Aktien gewannen an der EuroStoxx-Spitze 0,43 Prozent auf 30,395 Euro. Europas grösster Handelskonzern bereitet sich auf den Börsengang (IPO) seiner Discount-Tochter Dia vor. Carrefour sei zwar von einigen Kaufinteressenten kontaktiert worden, doch die Gespräche seien ins Leere gelaufen, sagte Vorstandschef Lars Olofsson. Eine Börsennotierung sei deshalb für die Aktionäre die beste Lösung. Ein IPO wird im Juli an der Börse in Madrid angestrebt. Finanzchef Pierre Bouchut schätzt den Unternehmenswert von Dia auf mehr als vier Milliarden Euro.
Ungeachtet negativer Nachrichten hielten sich die BP-Aktien mit einem Minus von 0,83 Prozent auf 434,80 Pence vergleichsweise gut. Der britische Ölmulti ist mit seiner Offensive zur Förderung von Öl im russischen Nordpolarmeer vorerst gescheitert. Dem Konzern war es nicht gelungen, den Widerstand des russischen Oligarchen-Konsortiums AAR gegen die Zusammenarbeit mit dem Staatskonzern Rosneft zu brechen. Eine für alle Seite zufriedenstellende Lösung sei nicht innerhalb der am Montag abgelaufenen Frist für den geplanten Akteintausch zwischen Rosneft und BP gefunden worden, allerdings würden weitere Gespräche geführt, hatte BP mitgeteilt. Das Scheitern gilt als herber Rückschlag für den von der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gebeutelten Konzern BP bei der Suche nach neuen Erlösquellen.
Im schweizerischen Index SPI fielen die Anteilsscheine von Clariant um 1,86 Prozent auf 17,94 Franken. Der Spezialchemiekonzern ist bei der Übernahme des Wettbewerbers Süd-Chemie einen weiteren Schritt vorangekommen und hat das Pflichtangebot für die noch ausstehenden 3,85 Prozent der Anteile vorgelegt. (awp/mc/upd/ps)