Energieforum: Neue Gaskraftwerke wohl unerlässlich
Bestandteil eines Gaskraftwerks: Gasturbine (Siemens).
Bern – Da in naher Zukunft keine neuen Atomkraftwerke in der Schweiz gebaut werden können, sind nach Ansicht der Energiewirtschaft Ersatzlösungen nötig. Neben dem Weiterbetrieb der bestehenden AKW brauche es wahrscheinlich auch weitere Gaskraftwerke.
Die Energiewirtschaft müsse jederzeit in der Lage sein, dem Land Energie zu erschwinglichen Preisen zu liefern, hielten die Präsidenten der Strom-, Erdgas- und Erdölbranche am Mittwoch an einer Medienkonferenz des Energieforums Schweiz fest. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müsse die Schweiz verlässliche langfristige Rahmenbedingungen schaffen. Die Energiewirtschaft unterstütze den Wandel zu mehr erneuerbaren Energien und Energieeffizienz – der Übergang werde aber mehrere Jahrzehnte dauern. Die Sistierung der Rahmenbewilligungsgesuche für neue Atomkraftwerke führe zu einer mehrjährigen Verzögerung und erfordere Ersatzlösungen. «Wahrscheinlich ist – neben dem Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke – der Zubau einiger Gaskraftwerke unumgänglich», hielt Rudolf Steiner, Präsident des Energieforums Schweiz, fest.
Stromimport keine Lösung
Der zusätzlich CO2-Ausstoss solle dabei im Ausland kompensiert werden können. Die Verpflichtung zur CO2-Kompensation im Inland halten die Verbände für unwirtschaftlich. Auch Importe seien keine Lösung. Damit steige nur der CO2-Ausstoss Europas. Es fehle zudem an Übertragungskapazitäten und künftig drohten beim Einkauf von Strom hohe Preise. Vernünftig sind nach Ansicht der Energiewirtschaft einzig Stromerzeugungsanlagen im Inland. Langfristig setzt die Branche aber nicht auf Gaskraftwerke, sondern auf Wärmekraftkoppelung, die vom grossen Quartierwärmenetz bis zur Brennstoffzelle reiche.
Skepsis beim Schiefergas
Die Förderung von Schiefergas hat für die Branche keine Priorität. «Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine grosse Industrie für Schiefergas in der Schweiz entwickelt, ist gering – wegen der hohen Bevölkerungsdichte, der topographischen Bedingungen und einer sehr strikten Umweltschutzgesetzgebung», sagte Jean-Marc Hensch vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie. Die Entwicklung der Schiefergas-Industrie etwa in Frankreich und Polen könnte die Chancen in der Schweiz allerdings erhöhen, sagte Hensch. Die Gewinnung von Schiefergas, das in tiefen Gesteinsschichten lagert, gilt als schwieriger und kostspieliger als die Erschliessung herkömmlicher Gasfelder. Aufgrund der steigenden Gaspreise könnte sich die neue Technologie allerdings rechnen.
Erdölvereinigung bezweifelt Klimawandel
Bei den Themen Stromversorgung und Klimapolitik sei es an der Zeit, von «Panikmache» wegzukommen, sagte Ronald Ganz. Der Präsident der Erdölvereinigung stellte in seinem Referat gar in Frage, dass der vom Mensch verursachte CO2-Ausstoss der Umwelt schade. Dies sei «wissenschaftlich keineswegs so gesichert, wie es immer wieder unreflektiert kolportiert wird». «Der Klimawandel ist ein globales Phänomen, und dafür braucht es – wenn er wirklich ein Problem ist – globale Lösungen.» Den CO2-Ausstoss ausschliesslich im Inland kompensieren zu wollen, sei ein unbezahlbares «Fantasieziel». (awp/mc/ps)